Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten

Stern_1Vier Kerzen brannten am Adventskranz. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.

Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heisse Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. “

Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schliesslich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heisse Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.“

Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.

Leise und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort. „Ich heisse Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen. “

Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber, aber, Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!“ Und fast fing es an zu weinen.

Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heisse Hoffnung.“

Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an und erweckte Frieden, Glauben und Liebe wieder zum Leben.
Mit dieser kleinen Geschichte möchte ich Ihnen danken, für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen und für die vielen wunderbaren Begegnungen 2017. Es hat mich beglückt und erfreut, Sie ein Stück auf Ihrem Weg begleiten zu dürfen. Herzlichen Dank dafür!

 

Ich wünsche Ihnen, Ihren Liebsten ein

Frohes Weihnachtsfest

Besinnliche Feiertage

geruhsame Tage zwischen den Jahren

und einen guten Rutsch in ein

 

gelingendes

gutes

gesundes und

glückliches

 

Neues Jahr 2018

 

Schon jetzt freue ich mich auf weitere Begegnungen mit Ihnen und weitere spannende Projekte 2018.

Von Herzen

Sonja M. Mannhardt

 
Frohe Weihnachten

Ich will Leute in meinem Team, die so ticken wie ich

edudip_führungIch möchte, dass die Leute in meinem Team genau so motiviert sind, wie ich; dass sie auch mal länger bleiben; dass sie mitdenken, Vorschläge machen. Ich möchte, dass sie ein ähnliches Engagement zeigen.“

So oder ähnlich lauten die Wünsche vieler Führungskräfte, wenn es um Coaching geht.

Die Vorgesetzten finden, dass Ihre Leute „zu langsam“, „zu träge“, „zu wenig engagiert“, „zu zurückhaltend“ oder vieles mehr seien.

Doch in Wirklichkeit, liegt die Problematik woanders.

Ich arbeitete mal mit einem Team, in dem es so gut wie keine Indianer mehr gab, aber alle irgendwie auch Häuptlinge sein wollten. Ich arbeitete kürzlich mit zwei Führungskräften, die beide Coaching bekommen sollten, um noch „besser“ zu werden. Einer davon bekam hinterher die Lorbeeren, der andere dieselbe Schelte, wie vorher auch.

Worum geht es bei dem Wunsch, die anderen mögen doch bitteschön, genau so ticken, wie man selbst? Worum geht es wirklich, wenn eine Unternehmerin ihre Bewerber Sonntagfrüh anruft und uns das als „neue“ Recruiting-Strategie verkaufen zu wollen?

 

Ich finde es problematisch das Unternehmer-Gen auch von Angestellten zu erwarten…Nicht selten muss ich genau wegen diesem Irrsinn in Firmen kommen, um hier zu entlasten…wenn Arbeitgeber genau so ticken würden, wären sie Chefs.
Ticken sie so dann
1. dauert es keine zwei Jahre bis es knallt oder sie weg sind…mit know how, Netzwerk in einem eigenen Konkurrenzbetrieb…
Ticken Sie nicht genau so
2. dann geben Sie nicht selten irgendwann wegen der permanenten Kritik auf und machen nur noch Dienst nach Vorschrift
3. oder werden krank oder gehen oder
4. werden gegangen, weil offenbar das „Engagement“ fehle….
Doch ist das so? Hat nicht jeder Angestellte das Recht auch mal wie ein Angestellter einfach nur seinen Feierabend, oder sein Wochenende mit der Familie, den Kindern zu verbringen? Hat nicht jeder ein Recht, nicht nur für die Arbeit zu leben, sondern sein Leben zwischen den Lebensaufgaben „Arbeit, Soziales, Familiäres“ so zu gestalten, wie es ihm zusagt?
Heißt „fehlendes Engagement“ wirklich, dass jemand am Sonntag morgen nicht erreichbar ist?
Ist es nicht mehr legitim „am 7. Tage zu ruhen“, in die Kirche zu gehen, neue Energie zu tanken?
Könnte es vielleicht sein, dass Unternehmer, die mit ihrem Unternehmen „verheiratet“ sind, anderen IHRE Art das Leben zu leben überstülpen wollen, auch wenn es beginnt, sozialen, familiären, gesundheitlichen Schaden zu nehmen?
Es gibt nicht nur die eine Wahrheit, sondern stets verschiedene Sichten auf ein und dieselbe Medaille.


Jedem seine eigene Weltsicht überzustülpen hat nichts mit Unternehmenskultur im Sinne von „Engagement“ zu tun, sondern mit Tyrannei! Wirklich engagierte Mitarbeiter, die auch mal länger bleiben, wenn Not am Mann ist, die auch mal Sonntags ans Telefon gehen, die bekommt man nicht durch solche „Strategien“, sondern durch ECHTE und GUTE und MITmenschliche Beziehungen zu den eigenen Mitarbeitern.
Wer will dass alle gleich sind, gleich handeln und gleich denken wie man selbst, sollte sich kein Team zusammenstellen sondern sich selbst klonen lassen.

Und wer jetzt Lust bekommen hat, über gute Beziehungen zu lesen, der wird hier fündig – auch wenn es um Coaching-Beziehung geht…

 

  • Sonja M. Mannhardt, S.M & De Haan, E. (2017, in print). Coaching-Beziehung In S. Greif, H. Möller, & W. Scholl (Eds.), Handbuch Schlüsselbegriffe im Coaching. Heidelberg: Springer.
    (lesen)

 

Frohe Weihnachten

Pilgern als Katalysator für Erkenntnis

wandernDie Frau – eine toughe  Managerin, adrett gekleidet, mit selbstbewusster Stimme, selbstbewusstem Gesichtsausdruck und selbstbewusstem, vorwärts gerichtetem Schritt kommt mir entgegen.

Nach zwei Stunden Wanderung auf der ersten Etappe der diesjährigen Pilger-(R)Auszeit kommt sie wieder an die Stelle zurück, von der sie vor 2 Stunden alleine, selbstbewusst und zuversichtlich losgelaufen ist.

Und wie sie mir wieder entgegenkommt, entspricht dem jetzigen Wetter. Während es vor Stunden noch sonnig und warm war, scheint jetzt gerade die Welt unterzugehen. Sturzbachartig regnet es vom Himmel, sturzbachartig fließen Tränen ihre Wangen herunter. Von ihrem stolzen Schritt, ihrem Selbstwert ist nichts mehr zu sehen….

Sie hat sich verirrt – sie ist vom Weg abgekommen – sie hat Angst bekommen. Sie hat die Kontrolle verloren und damit Ihre Selbst-Sicherheit –  im wahrsten Sinne des Wortes.

Sie kommt schniefend und triefend auf mich zu, völlig aufgelöst. Wir gehen einen Kaffee trinken und das erste Coaching beginnt.

Delegieren lernen, Kontrolle abgeben war das Thema, auf das wir uns vor Beginn der Pilger-Tour einigten. Und jetzt steht sie da: Sie hat die Kontrolle abgegeben, an den Weg, die Wegzeichen, sie hat vertraut, dass die Wegweiser und das Kartenmaterial, das ich ihr mitgegeben habe, ausreichen würden, um „loszulassen“ und zu vertrauen, in den Weg, in ihre Orientierungssinn, in sich. Doch die Folge war totale Verunsicherung und alles andere als sie es sich´s gewünscht hätte. Und auch nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte. Noch schlimmer: Sie konnte nicht mehr weiter gehen, konnte keinen einzigen Wegweiser mehr finden, konnte nur noch Eins: Umdrehen und zurückkehren. Etwas, was in Ihrem Leben überhaupt keinen Platz hat. Das geht gar nicht! SIE dreht niemals um.

Und schon sind wir am Eingemachten. Sie war durch diesen kurzen Weg mit Ihren Versagensängsten, mit Ihrem Perfektionismus und Ihrem Hang nicht „loslassen“ zu können konfrontiert und damit auch mit Ihrem Unvermögen vertrauensvoll zu lassen, und auf sich zukommen zu lassen, was da kommt, ebenso wie Ihrem Unvermögen vertrauensvoll zu delegieren – auch an ihren eigenen „Spürsinn“.

Rational war für Sie der Weg „falsch“, als er nicht mehr kognitiv zu kontrollieren war (die Pilger-Signale sind verschwunden). Intuitiv hätte sie einfach nur weitergehen müssen, einfach dem Weg nach und wäre nach weiteren 2km an ihrem Ziel angekommen. Doch ihr Kopf hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht  – wie so häufig, wie sie mir schildert…
Während ihr kluges Köpfchen sie dorthin gebracht hat, wo sie heute steht (auf der Karriereleiter sehr weit oben), hat die rein rationale Weltsicht auch seine Schattenseiten, wie heute der Fall….

Wir arbeiten zwei Stunden, gehen folgenden Fragen nach: Woher kommt das völlige Verlassen auf die Ratio? Wozu war das früher gut? Und: Was benötige ich, dass ich bei Unsicherheit auf Intuitionsmodus schalten kann?

Und wir kommen sehr weit.

Danach brechen wir wieder auf. Mittlerweile scheint die Sonne wieder und auch die Pilgerin strahlt wieder.

Am Abend ruft sie mich aus ihrer Unterkunft an. Sie lachte: „Es ist unglaublich – an der Stelle, wo ich heute früh verzweifelt war, hätte ich wirklich nur weitergehen müssen. Die Signale waren überall, dass ich auf dem rechten Weg bin, doch ich habe sie nicht wahrgenommen, weil ich viel zu verkopft war. Schon für diese erste Etappe und was ich auf dieser über mich und meine Begrenzungen gelernt habe, schon dafür hat sich diese Pilger-Tour gelohnt.“

Verstehen Sie jetzt, weshalb ich diese Pilger-(R)Auszeiten so liebe?
Die Natur, der Weg, das Wetter, die Ereignisse auf dem Weg, beschleunigen Erkenntnisse in einzigartiger Weise.

 

Wollen Sie im kommenden Jahr dabei sein? Rufen Sie uns an. Gerne reservieren wir Ihnen einen der begehrten, wenigen Plätze.
Oder Sie begleiten mich eine Woche im August…Da nehme ich mir selbst eine kleine (R)Auszeit 🙂

 

Sonja Mannhardt

 

Frohe Weihnachten

Management by…….

November 029Fast jede Woche wird eine neue Sau durch´s Dorf des „richtigen“ Managements getrieben; Jetzt also beispielsweise die „agile Führung“ oder „Holokratie“? Schauen wir genauer hin, wird das Rad selten neu erfunden, denn Menschen wollen überall und in jedem Job dasselbe – gesehen werden, wertgeschätzt werden, so geführt werden, dass sie Lust haben zu folgen…sprich zu tun, was man von ihnen erwartet – ohne Weichspülerei, aber auch ohne zerstörerischen Drill…

Es geht bei Führung nämlich nicht darum, irgend eine Methode zu beherrschen, sondern darum dass das eigene Tun und Handeln der Führungskraft das bewirkt, was dem Unternehmen hilft. Daher: Wer Mitarbeiter so führt, wie Menschen geführt werden wollen, hat bessere Marktchancen, weniger Fehlzeiten, motiviertere Mitarbeiter. Und wenn es mal Engpässe gibt, Mitarbeiter, die anpacken, statt nach Hause zu gehen….Wir ernten, was wir durch Führung säen….dazu brauchen wir Menschen (Führungskräfte in Kontakt mit Mitarbeitern) – nicht einstudierte Methoden und Moden.

Wie sagten mir die letzten Wochen ein paar Jungmanager im Coaching:
„Wie sollen wir situativ führen, wenn von ganz oben gefordert wird, dass wir jeden Fehler sanktionieren?“
„Wie soll ich Vertrauen als Führungsprinzip leben, wenn mein eigenes Management nur Misstrauen sät und mir das Gefühl gibt, dass ich meine Leute „nicht im Griff habe“und doch mit „harter Hand“ führen soll?“
„Wie soll ich Fehlertoleranz üben und lernen ermöglichen, wenn mir genau das als Führungsschwäche ausgelegt wird?“
„Wie soll ich meinen Mitarbeitern die Angst nehmen, etwas falsch zu machen, wenn überall sonst im Unternehmen nach einem Schuldigen gesucht wird?“
„Wie soll ich Mitarbeiter dazu bewegen, sich zu trauen den Mund aufzumachen, wenn genau dieses Mund aufmachen benutzt wird, zu kritisieren?“

Durch die permanente Erschaffung neuer Begrifflichkeiten und neuer Forderungen an Führungskräfte wird die Situation nicht besser, denn die Gefahr wächst, dass man vor lauter Mödchen den Wald vor lauter Führungsbäumchen gar nicht mehr erkennen kann. Dabei gibt es nur wenige Prinzipien, die jede  Führungskraft kennen, beherzigen und leben sollte….

Ich denke Angst, Gehorsamkeit, Duckmäusertum, Misstrauen, Schweigen an der falschen Stelle, Fehler- und Kritikkultur gehören nicht zu den Saaten, die Gutes bewirken, sondern sie bewirken das Gegenteil ….Menschen kündigen emotional, lange bevor sie wirklich gehen, oder wegen Nicht-Leistung gegangen werden….(Mehr dazu bei Gallup-Engagement-Index)

Nicht derjenige ist ein guter Chef, der die Menschen vor sich her peitscht und „klare Ansagen“ macht, sondern derjenige, dem man folgen möchte, für den man alles tut, auch ohne gepeitscht zu werden.

Nicht derjenige ist ein guter Chef, der immerzu und nicht enden wollend von „Zielen“ sprich – Verkaufszahlen, Kennzahlen, Gewinnmaximierung spricht, sondern von Zielen, die den Menschen das Gefühl geben, IHR Ziel zum Gelingen des Ganzen zu kennen. Das Gefühl zu bekommen, dass genau ihr Beitrag, ihr Engagement benötigt wird, um das Ziel zu erreichen.

Ich kenne keine Familie, in der es Kinder gibt, die über sich hinaus wachsen, denen permanent und unaufhörlich ihre Fehler und Unzulänglichkeiten gezeigt werden. Ich kenne kein Kind, das auch nur ein Zentimeter gewachsen ist, dadurch, dass man es kritisierte und permanent mit Sanktionen droht, wenn etwas nicht klappt.

Und ich kenne kein Kind, das gerne „nach Hause“ kommt, wenn es täglich damit rechnen muss, es wieder nicht gut genug gemacht zu haben, weil es ja immer „noch besser geht“….

Wie kommen wir also auf die Idee, dass solche direktiven „Erziehungsstile“ ausgerechnet bei erwachsenen Menschen andere Ergebnisse erzielen? Wie kommen wir auf die Idee, dass dieses immer und immer wieder dasselbe tun (Druck erhöhen, Schlagzahl erhöhen, Fehler vorwerfen, mit Sanktionen drohen, bestrafen etc.) im Erwachsenenalter zu anderen Ergebnissen führt als in der Kindheit?

Wollen wir wirklich verängstigte Mitarbeiter, die aus lauter Angst die Schuld in die Schuhe geschoben zu bekommen, Fehler vertuschen?
Wird tatsächlich geglaubt, dass man mit derartig entmutigten Menschen, die überhaupt nicht mehr trauen, selbst zu denken, Unternehmensziele zu erreichen?

Wenn Sie mich fragen:

Für mich gibt es nur wenige Managementregeln, Managementprinzipien, Managementziele und auf der Menschebene sind sie eindeutig, das können wir schon bei Kindern lernen:

  1. Menschen brauchen das Vertrauen Ihrer Führungskräfte
  2. Menschen wollen in dem was sie können und leisten gesehen und wertgeschätzt werden.
  3. Menschen brauchen eigene Ziele
  4. Menschen brauchen Führungskräfte, die Stärken stärken können, die ermutigen können, wenn es schwierig wird und
  5. Menschen brauchen Führungskräfte, die non-direktiv und situativ führen können, da Menschen keineswegs gleich sind, sondern verschieden.
    Sie brauchen Führungskräfte, die ihr Engagement und ihr Können einschätzen können und ihnen zur Seite stehen oder ihnen jemand zur Seite stellen, der sie fördert und fordert und ihre Fortschritte mit einem Lächeln belohnt.

 

Führung ist vergleichbar mit einem Handwerk und wie das Handwerk, gelten für die Ausübung dieses besonderen Handwerks gewisse Grundsätze, wie der Handwerker, so sollte auch die Führungskraft sein Handwerkszeug und seine Aufgaben kennen.
Kein Hexenwerk, aber nicht in der Theorie zeigt sich dann der Könner, sondern in der Praxis und zwar dann, wenn es eben nicht alles rund läuft. Erst DANN ist Führungskompetenz besonders gefragt.
Und wer diese wenigen Regeln beherrscht, der lässt sich auch durch Mödchen und neue Begriffe nicht vom Kurs abbringen….

Gerne begleitet mein Team und ich Sie oder Ihre Besten ein Stück auf Ihrem Weg zur Führungskraft, der man gerne folgt….

Frohe Weihnachten

Keine Zeit? – Keine Zeit für MAHLzeiten?

edudip_ernährung„Aus Mangel an Ruhe läuft unsere Zivilisation in eine neue Barbarei aus. Zu keiner Zeit haben die Tätigen, das heißt die Ruhelosen, mehr gegolten. Es gehört deshalb zu den notwendigen Korrekturen, welche man am Charakter der Menschheit vornehmen muss, das beschauliche Element in großem Maße zu verstärken.“
(Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches )

Viele Menschen kommen in meine Praxis, mit massiven Ernährungsproblemen. Sie leiden an Krankheiten und sind gezwungen ihr Leben umzustellen, eine „Lebensstilmodifikation“ vorzunehmen, um in ihr Wohl und Gleichgewicht zurück zu finden. Doch Vernunft und Wissen reichen da längst nicht aus, um etwas zu bewirken.

Da ist z.B. die alleinerziehende Mutter, die bei einem Rechtsanwalt arbeitet. Ihre Tochter ist massiv übergewichtig, deshalb nehmen sie Beratung in Anspruch. Doch bereits in der ersten Stunde wird klar:
In dieser Familie herrscht so etwas wie „Wohlstandsverwahrlosung“, denn die Mutter hat ja KEINE ZEIT.

Keine Zeit einzukaufen, keine Zeit ein Frühstück zu richten (sie muss ja mit dem Hund raus), keine Zeit zu unter der Woche zu kochen (sie muss ja arbeiten), keine Zeit abends für eine gemeinsame Mahlzeit zu sorgen (sie muss in Sport). Und die Tochter hat ja auch keine Zeit (sie muss für die Schule lernen), keine Zeit zu frühstücken (sie möchte länger schlafen), keine Zeit etwas richtiges zum Mittag zu essen (die Pausen sind ja so kurz – Bäcker muss genügen), keine Zeit abends zu kochen (sie hat ja so Hunger, da muss es schnell gehen) und überhaupt….ist sie zu faul sich für Essen Zeit zu nehmen…..

Und so macht jeder in der Familie mit SEINER Essenszeit, was er will und wann er will.

Ein Einzelfall? Mitnichten!

Da ist der Kühlschrank des Managers, der nie Zeit hat einzukaufen. Er ist leer, bis auf ein paar Flaschen Bier. Selbst wenn er mal Lust hätte, sich etwas zu kochen, oder jemanden zu bekochen, es wäre nichts im Haus, man isst ja auf der Arbeit….und hat Business Lunches.

Da ist die Frau mit den Nahrungsmittelunverträglichkeiten….Doch wen wundert es: Es gibt keine regelmäßigen Mahlzeiten, diese Mahlzeiten bestehen nicht aus Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, sondern sind die Aufnahme „isolierter Lebensmittel“ (Schnell mal einen Apfel, schnell mal eine Brezel), denn Zeit für „richtiges Essen“ ist ja nicht da und außerdem will man ja nicht zunehmen….

Da ist die Frau mit Magersucht. Erst Abends um 19 Uhr „erlaubt“ sie sich zu essen. Vorher gibt es keine MAHLzeit.

Und – da ist der Mann, der mir erzählt, dass in seiner Firma die Essenspausen auf 25 Minuten gekürzt wurden und es „verboten“ ist, gemeinsam Mahlzeiten einzunehmen, weil die Maschinen nicht unbeaufsichtigt bleiben dürfen.
In fast jeder meiner Beratungen wird ZEIT als Ausrede benutzt, um zu erklären, warum es a.) keine regelmäßigen Mahlzeiten gibt, sondern nur Chaos von Tag zu Tag und warum es b.) nie ausgewogene Mahlzeiten mit c.) frischen Lebensmitteln und als gekochte Mahlzeit gibt. Der moderne Mensch HAT keine Zeit und verschleiert damit so einige Dinge….

Heute hat sich die Arbeitszeit zu DER ZEIT schlechthin totalisiert. SIE gilt – und sonst gilt nichts mehr….
Doch manche Zeiten lassen sich nicht beschleunigen:

Die Erzählungen, das Gespräch, die Tee-Zeremonie, die Jahres-ZEITEN, die MAHL-Zeiten, die KochZEITEN, Liebkosungen, Gebete, Prozessionen, ein Musikstück, ein Gedicht – all das lässt sich nicht beschleunigen und wenn dieser Versuch unternommen wird, so wird die narrative Zeitstrukutur, der Thythmus und der Takt zerstört….nicht nur einer Erzählung, auch die einer ritualisierten MahlZEIT (kochen, Tisch decken, servieren, sich guten Appetit wünschen, anstoßen, gemeinsam speisen und dabei reden, mit allen Sinnen genießen, Tisch abräumen….)

Die wirkliche Zeitkrise ist die, dass uns jene Zeitformen abhandengekommen sind, die keine Beschleunigung zulassen, Zeitformen, die eine Erfahrung der Dauer möglich machen, wie Byung-Chul-Han in seinem Zeitartikel schreibt. Die heutige Leistungsgesellschaft nimmt die Zeit selbst in Geiselhaft. Sie fesselt sie an die Arbeit.

Das gemeinsame MAHL, die MAHLzeit, das GASTmahl, wird zur Nebensache, doch nicht nur das: Das gesamte Ritual  und damit STruktur gebende Element der Mahlzeit verliert an Wert und wird am besten gänzlich aus dem Leben gestrichen. FASTfood und nebenher Essen tritt an seine Stelle.

Ganz anders bei Babette´s Gastmahl.

Es lässt sich gut mit Byung-Chul-Hans Erkenntnissen zusammenfassen:

Die Zeit, die sich beschleunigen lässt, ist eine Ich-Zeit. Sie ist die Zeit, die ich mir nehme. Es gibt aber eine andere Zeit, nämlich die Zeit des Mitmenschen, eine Zeit, die ich ihm gebe. Die Zeit des Anderen als Gabe lässt sich nicht beschleunigen. Sie entzieht sich auch der Leistung und Effizienz. Die Zeitpolitik des Neoliberalismus hat heute die Zeit des Anderen, die Gabe, ganz abgeschafft. Notwendig ist nun eine andere Zeitpolitik. Im Gegensatz zur Ich-Zeit, die uns isoliert und vereinzelt, stiftet die Zeit des Anderen die Gemeinschaft, ja die gemeinsame Zeit. Sie ist die gute Zeit.

Auch ich arbeite viel, 12 Std. pro Tag sind dabei keine Seltenheit, doch lasse ich mir von niemandem diese WERTvolle, SINNvolle Zeit der gemeinsamen MAHLzeiten von niemandem nehmen!

Gemeinsam schnippeln, in der Küche brutzeln und sich dabei über Gott und die Welt unterhalten, gemeinsam speisen und gemeinsame Zeit zu verbringen, das, was gekocht wurde mit allen Sinnen genießen, die Farben, Formen, Texturen, die Gerüche, Geschmäcker…es duftet, es wärmt, es nährt…nicht nur das Essen per se, sondern das zusammen ZEIT verbringen….LebensZEIT….lachend, erzählend, am Leben des anderen teil habend, sich einander hingebend….Wenn wir glauben, ERNÄHRUNG wäre gesünder, als eine gemeinsam gelebte MAHLzeit, der irrt, denn Essen ist viel mehr, als sich zu ernähren….

Zum Beispiel schenkt uns eine geregelte Strukturierung des Alltags durch ritualisierte Mahlzeiten, weit mehr als nur „Nährstoffe“: Sicherheit, Verlässlichkeit, unser Hunger-Sättigungswahrnehmung stellt sich zuverlässig auf diesen Rhythmus ein, Zugehörigkeitsgefühl, wir üben und lernen soziale Kompetenzen uvm – und – das weiß jeder, der alljährlich „Dinner for one“ anschaut – Rituale beruhigen und machen das Leben einfach einfacher….

 

(Wer meinen Fachartikel zum Thema „Essen ist mehr als sich ernähren oder die Agnoie des Essens und des guten Geschmacks) lesen möchte, kann sich gerne bei mir melden).

 

 

 

 

 

 

 

Frohe Weihnachten

Trauer und Tod – (k)ein Tabuthema

KreuzEin Mann mit Reizdarmsyndrom sitzt bei mir in der Praxis. Wir schauen genauer hin, seit wann er Verdauungsprobleme hat und was in dieser Zeit passiert ist. Plötzlich bricht es aus ihm heraus. Als er 15 Jahre alt war, hat es angefangen mit den Bauchschmerzen, mit den Darmproblemen…..Sein großer Bruder hat sich erhängt – ein Geschehnis in seinem Leben, das er gut verdrängt, aber nie verdaut hat.

Bei mir sitzt eine kluge, Frau mit einer Essstörung. Sie ist in Führungsverantwortung, und möchte ihre Essstörung, die sie seit fast 7 Jahren mehr oder weniger mit sich trägt endlich „in den Griff“ bekommen. Auch hier ist der Zeitpunkt wichtig. Sie war 14 Jahre alt, als ihr Vater von heute auf morgen starb. Nie hat sie wirklich getrauert sondern hat statt dessen versucht, all ihre Gefühle in den Griff zu bekommen….

Ein drittes Beispiel kommt aus dem Coaching. Da fragt mich eine Führungskraft doch ernsthaft, ob er seinen Mitarbeiter, der kürzlich seine Frau verloren hat und jetzt mit den Kindern alleine ist, auf den Krebstod ansprechen soll und wie er das machen soll und fragt, ob ich für ihn Psychotherapie empfehlen würde, ob er ihn freistellen solle, oder ihn arbeiten lassen solle…..obwohl er momentan kaum in der Lage sei, genügend Leistung zu bringen.

Sind wir wirklich schon so weit, dass wir den Rat eines Coachs benötigen, um solche Fragen des Lebens zu beantworten? Mich macht das fast sprachlos, denn wieso sollte ich besser und klüger darauf antworten können, als der Betroffene selbst? „Geht es dir besser, wenn du arbeiten kommst, oder möchtest Du eine kleine Auszeit?“ Das wäre doch eine menschliche Frage, die jeder stellen kann….Oder einfach folgendes:  „Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll, mir fehlen einfach die Worte. Das was Du momentan durchmachst, macht auch mich betroffen. Gibt es etwas, was ich für Dich oder die Kinder tun kann? Welche Art von Unterstützung würde dir helfen?“

Doch statt dessen sind Viele mit dem Tabu-Thema Tod überfordert, verfallen in Sprach- und Fassungslosigkeit und Verdrängen, was da ist…oder – machen daraus das, was gesellschaftlich wohl eher passend ist….Aus einem Trauerprozess wird eine psychische Erkrankung….

Dieser Tage „outet“ sich Prince Harry, dass er sich psychologische Unterstützung holen musste, weil er den Tod seiner Mutter nicht verwinden konnte und Prince William, gibt ebenfalls zu, dass dieses Ereignis noch immer in seinem Leben ist…. William war 16 Jahre alt, Harry 12 Jahre.
Sowohl Harry, als auch William sprechen von „Psychischen Erkrankungen“, doch das möchte ich so nicht unterschreiben! Traurigkeit und Trauer ist ein UR-Gefühl aller Menschen…..nicht mehr, aber auch nicht weniger…

http://www.telegraph.co.uk/news/2017/04/16/prince-harry-sought-counselling-death-mother-led-two-years-total/
http://www.focus.de/kultur/vermischtes/prinz-william-der-tod-seiner-mutter-schockt-ihn-bis-heute_id_6985618.html

Traurigkeit ist wie Freude eines der grundlegendsten Gefühle des Menschen. Menschen lösen bei anderen Menschen durch ihr trauriges Gesicht und die Tränen seit Urzeiten MITgefühl aus und den Impuls zu trösten….So war es zumindest, so lange der Tod nicht aus dem Leben verbannt wurde, sondern mitten im Leben unter uns und mit uns war…..

Ich selbst habe es vor ein paar Wochen erlebt, was der Tod, der mitten ins Leben einfällt, mit Menschen macht. Anstatt mit uns zu trauern, zu weinen, sich zum trauern zu treffen, weh zu klagen, sich alte Geschichten zu erzählen, Fotos anzuschauen, gemeinsam zur Kirche und in den Gottesdienst zu gehen, anschließend die ganzen Rituale auf dem Friedhof mitzumachen und nachher, wie es sicherlich im Sinne des Toten gewesen wäre – wieder zusammen zu sitzen, zu essen, zu trinken, zu reden, zu weinen, zu lachen und damit über viele, viele Tage das Unfassbare zu begreifen, zu verwinden, haben sich viele Menschen anders entschieden.

Sie blieben im „stillen Kämmerlein“, blieben für sich und alleine, sprachen nicht, gingen nicht zur Kirche und auch nicht zur Beerdigung. Sie blieben fern und schwiegen, denn das Leben musste ja weitergehen….möglichst schnell und geräuschlos….man konnte sich keinen freien Tag fürs beerdigen leisten?

Und wir anderen?
Wir trauerten, viele Tage, viele Wochen, immer wieder, sprachen viel über den Verstorbenen, lernten damit umzugehen, dass dieser Mensch nicht mehr ist, wo er war, aber jetzt überall wo wir sind und es an uns ist, sein Vermächtnis weiterzutragen, ihn zu ehren….ja, wir galten als die „Emotionalen“ bisweilen „Hysterischen“….

Ach ja? Ich glaube, wer sich nicht erlaubt zu trauern, seine Gefühle verdrängt, anstatt sie zu leben, der verlängert seine Trauerphase, er lässt nicht wirklich los und spürt nicht die Kraft die entstehen kann, wenn der Übergang zwischen LOSlassen und in sich tragen des Verstorbenen gelingt….

Und ich kann mich daran erinnern, als mein Sohn am Bett seines hirntoten Opas saß – stundenlang saßen wir bei ihm und redeten, weinten, beteten. Erst nach einer gefühlten Unendlichkeit sagte er. „Mama ich glaube es ist jetzt gut. Jetzt kann ich den Opa gehen lassen – es geht ihm gut, dort wo er jetzt ist und…jetzt ist er ein Teil von mir.“ Und viele Tage und Wochen später sagte er, dass es für ihn viel schlimmer gewesen wäre, nicht bei seinem Opa gewesen zu sein, keinen trauernden Abschied zu nehmen….

Ich denke das Verbannen des Sterbens und des Todes aus unseren Häusern, das fehlende Wehklagen, das zu Hause sterben, zu Hause aufbahren während das Leben weitergeht, dieses Wegfallens eines natürlichen Umgangs mit dem Tod zu üben – das ist ein Teil der modernen Unmenschlichkeit…..Es hilft nicht, sondern macht es Schlimmer….

Noch mehr….Trauern, der Umgang mit dem Tod wird heute einfach zur psychischen Erkrankung erklärt, die kuriert werden muss?  Mitnichten! Und das dürfen wir nicht zulassen, dass auch nur annähernd so gedacht wird.

Für mich ist das NICHT-trauern können und Gefühle verdrängen, krank machend und das Zulassen der „alten Trauer“ ein Geschenk, das sich Betroffene selbst machen, es heißt wieder lebendig zu sein und lebendig zu leben…..

Dazu benötigt es meiner Ansicht aber keine Psychotherapie, sondern eine Art MITmenschliche SEELsorge….Das kann ein Geistlicher sein, ein Mensch, der sich so eine Trauerbegleitung zutraut, ein Coach/Berater….ein MITfühlender, tröstender MITmensch.

Liebe MITmenschen….bitte glaubt nicht, dass Ihr psychisch krank seid, wenn Euch die Traurigkeit über den Verlust eines geliebten Menschen überkommt…..Es gibt sogar nachweislich the „broken heart syndrom“ – sprich das gebrochene Herz….All das bedeutet doch nur, dass Ihr Menschen seid und für denjenigen, der gegangen ist, sehr viel empfunden habt…..DAS ist keine Krankheit, sondern aufrichtige Liebe…..Die Trauer kommt und geht, sie kommt in Wellen, ist mal da, mal weg; mal überwiegt die Dankbarkeit mal die Traurigkeit über den Verlust; mal erinnern wir häufig, mal wieder seltener…..
Doch tot, wirklich tot ist jemand nur, wenn niemand mehr an den Verstorbenen denkt…..denn Gedenken (und dazu gehören manchmal auch ein paar Tränen) ist unsere Liebe….

Lassen wir es nicht zu, dass der Tod zum Tabu-Thema wird und das Trauern zur psychischen Erkrankung…Machen wir es vielleicht wie in anderen Kulturen, damit wir uns der Schönheit des Lebens gewahr bleiben….und jeden Tag geniessen und jeden Moment als wertvolles Geschenk betrachten können…
http://www.deutschlandfunk.de/gespraechskultur-tabuthema-tod-bei-kaffee-und-kuchen.886.de.html?dram:article_id=269733

 

Und wie geht es meinen Klienten heute? Herr S. hat durch die Trauerarbeit einen ganz anderen, neuen Zugang zu sich und seinen Gefühlen und damit zu einem Wohlergehen gefunden und Frau K. – Dadurch, dass Sie sich endlich von Ihrem Papa verabschieden konnte, ihn endlich gehen lassen konnte, ihn in sich aufnahm, spürte Sie nach vielen, vielen Jahren wieder, was da is(s)t….Alle Gefühle, die angenehmen und unangenehmen – aber egal – sie spürt, dass sie lebt und nicht nur existiert….Ihr Essverhalten hat sich vollständig normalisiert….

 

Oh Herr gieb jedem seinen eignen Tod.
Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.
Denn wir sind nur die Schale und das Blatt.
Der große Tod, den jeder in sich hat, das ist die Frucht,
um die sich alles dreht. (R.M. Rilke)