Wenn Führungskräfte im Gesundheitswesen an Grenzen kommen

Wenn Führungskräfte im Gesundheitswesen an Grenzen kommen

DSC03146„Ich vertrage das Alles nicht mehr“.  Frau K. ist einerseits Stationsleiterin in der Pflege und damit Führungskraft, andererseits noch immer direkt in der Pflege tätig, wenn „Not am Mann“ ist. Und Not am Mann ist immer.  Frau K. leidet.

Sie leidet an Nahrungsmittelunverträglichkeiten, unter ihrem Gewicht, das sie „nicht mehr in den Griff bekommt“, sie leidet unter den Arbeitsbedingungen und auch privat „verträgt“ sie so Einiges nicht mehr. Sie leidet unter der Schwierigkeit Arbeit, Haushalt und Kinder unter einen Hut zu bringen, den Vorgaben ihres Arbeitgebers, den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter und den Bedürfnissen der Patienten und Angehörigen gerecht zu werden. Und seit einiger Zeit leidet auch noch ihre Partnerschaft. Wann sie und ihr Mann das letzte Mal etwas für sich und ihre Partnerschaft gemacht haben, daran kann sich Frau K. nicht mehr so genau erinnern. Sie leidet unter chronischem „schlechten Gewissen“ und neuerdings unter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, weshalb  Frau K. auf Anraten ihres Arztes bei mir in der Gesundheitspraxis vorstellig wird. Diese kamen ganz plötzlich in ihr Leben, als innerhalb einer Woche zwei Ihrer Patienten verstorben sind. Bisher funktionierte Frau K. einwandfrei, jetzt nimmt sie wahr, wie sehr sie das alles belastet.
Sie ist sich bewusst, dass ihr „Ich vertrage nicht Gesundheitsthema“ spielend als Metapher auf ihr Berufsleben, ihr Privatleben, ihr momentanes Lebensgefühl zutrifft. Sie ist sich bewusst, dass sie etwas verändern müsste, sie weiß „eigentlich“, was zu tun ist und doch weiß sie weder wo sie anfangen soll, noch, weshalb sie sich so schwer damit tut endlich Schritte zu unternehmen. Statt zu handeln tritt sie auf der Stelle. Irgendwie dreht sie sich im Kreis und findet den „Ausweg“ nicht. Am liebsten, so sagt Frau K. würde sie alles hinschmeißen, den Job, die Ehe, so sehr verträgt sie das Alles nicht mehr. Doch dazu fehle ihr mittlerweile auch die Kraft.

Wie hätte Frau K. geholfen werden können, noch bevor Sie sich in meiner Gesundheitspraxis, als „kranker Mensch“, vorgefunden hat? Was könnten Arbeitgeber tun, um ihre Pflegefachkräfte zu stützen, zu unterstützen, ihre Führungskräfte zu stärken und zu fördern, um letztendlich Fehlzeiten, Burnout, Frühberentungen, Kündigungen und Co. zu vermeiden, sprich Kosten zu sparen?

Fachexperten sind sie alle, nur eben auch Menschen, die nicht davor gefeit sind, auch mal an ihre Machbarkeitsgrenzen zu stoßen. Keiner wüsste besser als Fachkräfte im Gesundheitswesen. „Gesundheit und Wohlergehen“ sind eben NICHT so ohne weiteres herstellbar und machbar. Und was für Patienten gilt, das gilt gleichermaßen für Beschäftigte der Gesundheitswirtschaft.

Supervision und Coaching für Pflegeberufe?

Da es unzählige Definitionen von Supervision (1-3) und Coaching gibt und die Ausübung des Supervisiors und Coaches keineswegs um geschützte Berufe handelt,  diese Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten nicht Gegenstand des Artikels sein soll, möchte ich an dieser Stelle lediglich meine eigenen Definitionen voranstellen, deren Ursprung sich in der Phänomenologie (Husserl, Heidegger, Marion), sowie der Sozialpsychologie A.Adlers  gründet.

Wir verstehen unter Supervision eine an gleichwertigen Beziehungen orientierte berufsfeldbezogene Beratung, bei der das „Spannungsfeld von Person – Institution – Klientel“ im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht: Ausgehend von konkreten Problemfällen aus dem pflegerischen Alltag werden folgende Subsysteme betrachtet:

–      die Person dessen, der Supervision in Anspruch nimmt (Supervisand/in)

–      die Beziehungsdynamik zwischen Pflegeperson und der jeweiligen Person (Patient/Angehörige/Kollege/Vorgesetzter)

–      die Institution, in der die pflegerische Arbeit stattfindet und die institutionellen Rollenerwartungen.

 

Supervision fördert in gemeinsamer Suchbewegung die berufliche Entwicklung desjenigen, der Supervision in Anspruch nimmt. Da der Mensch in seinen Lebenswelten Arbeit und Privatleben, jedoch ähnliche Verhaltensweisen zeigt (Lebensstil) und die Lebenswelten nicht hundertprozentig voneinander trennbar sind, stellt Supervision auch trotz des konkreten „beruflichen Anliegens“ immer auch ein Stück persönliche Entwicklung dar. Der Nutzen kann im Abbau psychischer Arbeitslast liegen, aber auch die Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit steigern. (4)

Während Supervision „die Beratung über Beratung oder Pflege, oder andere beruflichen Beziehungen“ ist,  ist Coaching eher ein Instrument zur Personalentwicklung von Führungskräften.

Nach einer Definition der Internationalen Coach Federation (ICF 2008), handelt es sich bei Coaching um eine »partnerschaftliche Beziehung mit Führungskräften, die sie zum Nachdenken anregt und ihnen mit kreativen Verfahren hilft, ihre persönlichen und beruflichen Potenziale bestmöglich zu nutzen«.

Nach Thölen F. können folgende Effekte durch Coaching wahrgenommen werden. (5) Andere Arbeiten können wie folgt zu Rate gezogen werden (6-8).

Trotz aller positiven Wirkungen oder auch geäußerten Skepsis, bezogen der Wirksamkeit von Coaching und oder Supervision,  muss hier an dieser Stelle festgehalten werden, dass Supervision und Coaching mitnichten flächendeckend als Instrumente der Personalführung und Personalentwicklung betrachtet wird und dass Fälle, wie die von Frau K. keineswegs die Regel darstellen.

 

 Unser Angebot für überlastete Führungskräfte im Gesundheitswesen:

> Einzel-Supervision (tiefenpsychologisch)

> FemmeBalance – Frauen (R)AUSzeit  am 1. Adventswochenende

> Pilger-(R)AUSzeit im Juli

> Kloster-(R)AUSzeit im Januar 2015

 

 

 

(1)    http://www.fpi-publikation.de/images/stories/downloads/supervision/petzold-supervision-und-fuehrung-kritische-ueberlegungen-supversion-01-2014.pdf

(2)    http://www.pflegeportal.ch/pflegeportal/pub/masterthese_erica_bruehlmann_jecklin_1030_1.pdf

(3)    http://www.dgsv.de/wp-content/uploads/2011/12/grundlagenbroschuere_2012.pdf

(4)    http://www.uni-kassel.de/upress/online/OpenAccess/978-3-89958-602-6.OpenAccess.pdf

(5)    http://www.clinotel-journal.de/article-id-007.html

(6)    http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2004/274/pdf/Diss-Wittich.pdf

(7)    http://www.verlagdrkovac.de/volltexte/0348/4._Supervision_in_der_Altenhilfe.pdf

(8)    http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1368/

(9)

 

Definition:

http://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/GKV_Leitfaden_Praevention_RZ_web4_2011_15702.pdf

Nutzen:

http://www.uni-kassel.de/upress/online/OpenAccess/978-3-89958-602-6.OpenAccess.pdf

http://www.dgsv.de/2011/09/studie-supervision-und-coaching-auf-dem-beratungsmarkt-2/

http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1368/

http://www.verlagdrkovac.de/volltexte/0348/4._Supervision_in_der_Altenhilfe.pdf

http://www.pflegeportal.ch/pflegeportal/pub/masterthese_erica_bruehlmann_jecklin_1030_1.pdf

http://www.uniklinik-freiburg.de/supervisionsdienst/live/publikationen/SupervisionArtikel022007.pdf

 

Nutzen: Coaching

http://www.clinotel-journal.de/article-id-007.html

 

Werteorientierte Führung.

http://www.clinotel-journal.de/article-id-019.html

 

 

http://shop.aww-brandenburg.de/media/files_public/bhjplxrnnp/2-061-0134-3_D_Leseprobe.pdf

http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Campus-fuer-Alten-und-Krankenpflege/download/inhalt/Psychologie/Supervision.pdf

 

http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2004/274/pdf/Diss-Wittich.pdf

 

Wenn Führungskräfte im Gesundheitswesen an Grenzen kommen

Die überlastete Sandwich-Generation

sandwichBild der Frau veröffentlicht die Studie „Frauen der Sandwich-Generation: Zwischen Kinderbetreuung und Unterstützung der Eltern“ und legt damit den Finger tief in eine Wunde unserer Gesellschaft.

„Ich kann nicht mehr. Ich bin alleinerziehend, arbeite von früh bis spät und jetzt, da die Kinder aus dem Gröbsten sind, muss ich mich mehr und mehr um meine Eltern kümmern, die ja auch für mich da waren, als die Kinder kleiner waren. Ich habe noch nicht einmal mehr Zeit, einen neuen Partner kennen zu lernen, geschweige denn mal Urlaub zu machen. Die vier Tage FemmeBalance, eine kleine (R)AUSzeit für mich, musste ich mir mit einem schlechten Gewissen wirklich erkämpfen. Das Geld dafür habe ich zum 50. Geburtstag von meinen Freunden bekommen. Doch jetzt freue ich mich drauf, denn ich spüre: So kann es nicht weitergehen. Wenn ich ausfalle ist das für niemanden gut.“ (Frau T. Maier, FemmeBalance Mai 2015)

So oder ähnlich klingen die Geschichten von vielen Frauen, die ich in den letzten Jahren begleitete. Sie kamen mit Rückenproblemen, mit Gewichtsproblemen, mit Unverträglichkeiten, hohem Blutdruck in meine Gesundheitspraxis, besuchten meine Demenz-Webinare oder meldeten sich für die exklusive Frauen-(R)AUSzeit FemmeBalance an.

Meine Erfahrungen decken sich mit den Studienergebnissen der Funke Mediengruppe:

> 82% der Frauen zwischen 40 und 59 Jahren kennen das Gefühl der Überforderung.

> 82% leiden unter Zeitnot, denn die Aufgabenliste der Frauen mittleren Alters wird immer länger und sie verlangen immer mehr von sich selbst.

> 66% der Frauen zwischen 40 und 59 Jahren schultern die Familienarbeit mehr oder weniger allein.

> 82% der Frauen, die dann noch einen Pflegefall in der Familie oder der des Mannes haben, pflegen diesen auch selbst.

> 30 % dieser vielfach belasteten Frauen sind sogar in Vollzeit beschäftigt.

> Vierfachbelastungen treffen vornehmlich Frauen mittleren Alters: Kindererziehung, Pflege, Haushalt und Karriere (!) Sie können viel, doch Viele geraten dabei an den Rand ihrer Belastbarkeit.

> Es sind bereits 1 Million Frauen, die von dieser Sandwich-Situation betroffen sind. Sie versorgen NOCH die Kinder , machen den Haushalt und sind SCHON gleichzeitig in die Pflege von Eltern oder Schwiegereltern eingebunden.

> 67% der Frauen rechnen damit, dass die Belastungen durch Pflege in den nächsten Jahren für sie noch steigen wird.

> Jede 2. Frau zwischen 55 und 59 Jahren sorgt sich bereits heute: „Wie soll es in Zukunft weitergehen?“

> Schlechtes Gewissen plagt die meisten dieser Frauen: „Ich müsste mich mehr um die Kinder kümmern“, „Ich müsste mich mehr um die Eltern kümmern“.

> Mütter passen ihre Berufstätigkeit den Erfordernissen der Familie stärker an, als Väter
Sigmar Gabriel dazu: „Die STudie bestätigt, was vermutlich jede und jeder aus dem Alltag weiß: Frauen leisten unglaublich viel bei den Erziehungs- und Pflegeaufgaben.“
Prof. Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach: „Was Frauen für die Gesellschaft leisten, wird oft zu wenig anerkannt. Die Reduzierung der eigenen Berufstätigkeit zugunsten der Familie hat gravierende Auswirkungen auf berufliche Chancen, Verdienstmöglichkeiten und Rentenansprüche.“

 

Doch was diese Studie auch hervorbringt:

Diese überlastete Frauen-Generation klagt wenig und überzeugen durch eine außergewöhnlich hohe Leistungs- und Verantwortungsbereitschaft.

> 67% kümmern sich gerne

> jede 3. Frau ist „glücklich“ wenn sie helfen kann

> 83% sagen, sie haben große Freude am Leben

 

Doch es gibt auch weniger gute Meldungen: Insbesondere finanziellen Belastungen und Streit mit den Partnern  wegen der Kinder, setzen 1/3 der Frauen zu. Und was ich aus vielen Gesprächen mit Betroffenen weiß: Belastete Frauen sind weniger sexy für ihre Männer, so dass Konflikte häufig auf einer falschen Ebene ausgetragen werden, wodurch viele Familien durch Trennungsabsichten gefährdet sind. Männer gehen lieber zu einer pflegeleichten Geliebten, als sich dem Thema „Überlastung der Frau“ anzunhmen und nach Lösungen auf dieser Ebene zu suchen, bevor man auseinander läuft und Vieles noch schlimmer macht.

Da sich Mütter mehr um Zwischenmenschliches und Väter mehr ums Geld kümmern, muss Alles getan werden, um insbesondere diejenigen Frauen zu unterstützen, die bereits Alleinerziehend sind, denn nicht selten sind sie auch noch diejenigen, die dann die finanzielle Last der Familie tragen, was mit Teilzeitbeschäftigungen oder Vollzeit im Niedriglohnsektor schlichtweg fast unmöglich ist. Spätestens dann brechen diese starken Frauen häufig unter der Last des Lebens zusammen und sind nicht mehr glücklich, sondern werden  krank. Herz-Kreislauf, Bewegungsapparat, Psyche, Magen-Darmerkrankungen sind nur einige der absoluten Alarmzeichen. Doch im Ernst. Wer kümmert sich  um die Kinder, die noch nicht ganz auf eigenen Beinen stehen und um Eltern die schon Unterstützung brauchen, wenn diese Frauen ausfallen?

Die Politik täte gut daran, endlich die Augen aufzumachen, denn Frauen können viel, aber nicht Alles. Das sage ich im Namen aller Frauen, die sich hier in meinen Praxisräumen und auf den (R)AUSzeiten und Coachings ausheulen und die „starke“ Hülle einmal fallen lassen.  Für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist für die Zukunft auch noch kein zufriedenstellendes Konzept entwickelt. Wenn diese Gesellschaft will, dass meine Frauengeneration auch morgen noch für Kinder, Haushalt, Eltern da sein soll, dann muss in ihr schnellstens ein Umdenken stattfinden. Alles andere kommt die Gesamtgesellschaft nicht nur menschlich, sondern auch finanziell teuer zu stehen.

 

Was ich ganz persönlich Ihnen als Sandwich-Frau anbiete:

> FemmeBalance-  Frauen-(R)AUSzeit im Schwarzwald

Femmebalance

> Pilger-(R)AUSzeit – Ich bin dann mal weg und ganz allein unterwegs

Pilgern

> Coaching speziell für Ihre Fragen und Anliegen

> und wenn die Gesundheit bereits in Mitleidenschaft gezogen ist. Gesundheitsberatung

 

Ich freue mich darauf, Sie sehr bald persönlich ein Stück des Weges begleiten zu dürfen. Und hier ein kleines Geheimnis:
Ich weiß, wie Ihnen zumute ist und was eine Frau in Vielfachbelastung am meisten benötigt, um in Ihrer Kraft zu bleiben, denn ich bin auch eine Sandwich-Frau 🙂

Bis bald, Ihre Sonja M. Mannhardt

 

Mehr zur Studie: