Das tut doch gar nicht weh!

Das tut doch gar nicht weh!

spritzeErinnern Sie sich? Sie sitzen als Kind beim Arzt. Dieser zückt eine Spritze, sie sehen dieses lange, spitze Ding. Sie werden blass. Sie fürchten sich ein wenig,  doch der Arzt lächelt sie freundlich an: „Das pickst nur ein wenig, tut aber nicht weh.“ Der Arzt setzt die Spritze, sie vertrauen ihm voll und ganz, dass es gar nicht weh tut und dann: Ein stechender Schmerz. Es tut doch weh! Ein weiterer Schmerz: Der Arzt hat gelogen!  Sie verziehen das Gesicht, wollen gerade losheulen, doch schon sagt ein anderer Erwachsener: „Du brauchst doch nicht zu weinen, das hat doch gar nicht weh getan!“ Sie hören schlagartig auf zu weinen und schweigen. Was stimmt hier nicht? Hat der andere Recht, der offenbar besser weiß, was sie spüren? Sie sind also ein Weichei und sollen sich nicht so anstellen? Oder doch den weichen Kern ernst nehmen? Dieses „Das tut doch gar nicht weh!“, verfolgt uns nicht selten ein ganzes Leben.

Der Mensch ein „animal rationale“?  – Ein paar Beispiele

Viele Menschen machen das ein Leben lang. Sie schweigen und haben gelernt, sich ein Leben lang einzureden: „Das tut doch gar nicht weh!“
Sie bleiben „stark“, komme was wolle und koste es was es wolle.

Da ist z.B. diese Teamleiterin, die sich für eine Coachingveranstaltung anmeldet, sich auch anfangs auf das Coaching einlässt, doch immer dann, wenn es darum geht wirklich hinzuschauen, sagt Sie: „So schlimm ist das aber gar nicht. Daran brauchen wir nicht zu arbeiten.“ Sie war ein ganzes Leben lang auf „Das tut doch gar nicht weh“ und „wer nichts leistet, der ist faul“ programmiert. Kein Wunder möchte sie Coaching (mir tut da was weh, worüber ich mal dringend reden möchte) und möchte doch kein Coaching (ich bin selber groß, ein Indianer kennt kein Schmerz, ich muss das selbst schaffen). Sie ist noch nicht soweit, ihrem Coach zu vertrauen. Sie weiß, dass es weh tun wird, wenn wir über ihren Perfektionismus und den Druck, den sie sich und anderen macht, sprechen. Sie weiß, dass sie sehr erfolgreich ihr eigenes Coaching boykottiert. Sie weiß, dass ihr „stark sein müssen“ eine Fassade ist. Doch sie weiß nicht, wozu sie diese Strategien anwendet. Sie kennt die Wurzeln ihres „Das darf doch alles gar nicht weh tun“ nicht und bis dahin wird sie immer dieselben Strategien anwenden, wenn ihr jemand „nah“ oder „zu nahe“ kommt.

Da ist z.B. der Abteilungsleiter, der ab und zu auf der Arbeit aus der Haut fährt und von seinem Chef zum Coaching geschickt wird. „In unserer Familie zählen alle zu den Besten, also streng dich an.“ Das hörte er als Junge häufig, wenn sein Vater aus der Haut fuhr, weil er keine Eins mit nach Hause brachte. Er zählte zu den Besten, in der Schule, im Studium, auf seiner Karriereleiter. Und wie sein Vater fährt er heute aus der Haut, wenn seine Mitarbeiter nicht zu den Besten zählen, ihre Arbeit nicht so ernst nehmen, wie er selbst, Fehler herunterspielen und nicht nach Perfektion streben. Seinen eigenen Schmerz über dieses „Der Beste sein müssen“, hat er lange Zeit verdrängt,  denn „das tut doch gar nicht weh.“

Oder die Freiberuflerin, der heute mal wieder „Honig ums Maul“ geschmiert wurde, als es darum ging, sie als Seminarleiterin zu gewinnen (es geht ja um die Gesundheit einer Krankenkasse, da will man ja Qualität!). Auf die Frage, was den Umfang des Seminars anbelangt und was das Honorar betrifft, gab es zwei kurze, aber sehr heftige Spritzen-Pikser. 1. Einer Krankenkasse ist die Gesundheit der Mitarbeiter gerade mal 5 Zeitstunden wert. Punkt 14.00 Uhr sollen die MA wieder an ihrem Arbeitsplatz sitzen und  3. Das Seminar soll ein Einkaufstraining, einen Praxisteil und viele, viele „RATSCHLÄGE und TIPPS“ beinhalten 3. Sie sind bereit für dieses umfassende Halbtagesseminar (!!) sage und schreibe 40.- Euro brutto pro Unterrichtseinheit zu bezahlen, was 12.- Euro pro Person entspricht! Ein Budget für den praktischen Teil haben sie natürlich nicht vorgesehen, ebenso wenig wie für die Vorbereitung.  „Das tut doch gar nicht weh“, sagt die Vernunft (vergiss es doch einfach)  und doch: So ein unverschämtes Dumping-Angebot und so viel Dummheit tun einfach weh. Wer käme schon auf die Idee für einen Schubkarren bezahlen zu wollen und dafür einen Porsche zu bekommen. Gerade dort, wo es aber um Menschen geht, schreckt man offensichtlich vor Geiz ist geil-Spritzen nicht mehr zurück und nimmt jeden Schmerz in Kauf – Hauptsache billig, die Wirkung ist egal. „Viele unser Referenten freuen sich, ehrenamtlich für uns tätig zu sein,“wird auf meine Absage behauptet. Daran zweifle ich! „Das tut doch gar nicht weh!“ Wirklich nicht? Solche Kollegen zerstören nicht nur sich selbst, sondern auch das letzte Fünkchen Qualität im Gesundheitssystem. Und „leider können wir Ihnen finanziell nicht entgegenkommen. Wir haben nur dieses Budget für einen „Gesundheitstag pro Jahr“ Das glaube ich sofort! „Das tut doch gar nicht weh?“ – Na dann fragen wir doch mal, was Präventions-Maßnahmen mit NULLeffekt und NULLqualität den Solidarstaat jährlich denn so kosten?

Frauen mit hohem Leidensdruck. „Das tut doch gar nicht weh.“

ZugangGute Schulabschlüsse, exzellente Ausbildungswege gehen, darin brillieren Frauen. Das Gros der Frauen möchte gerne Kinder haben (91%) und wenn dem so ist, dann leisten Sie das Gros der Familienarbeit, auch wenn Sie erwerbstätig sind. Mütter mit Kinder bis 12 Jahren arbeiten heute genauso häufig, wie Frauen, ohne Kinder. 76% der Männer wünschen sich Frauen, die einer Erwerbstätigkeit nachgeben, doch bei der Hausarbeit bleiben ca. 70% der Arbeit an den Frauen hängen. Sie arbeiten pro Tag 2,3 Stunden mehr, was der Hausarbeit und Kinderbetreuung zuzuschreiben ist. Auch sind Frauen nach wie vor zu 73% für die Pflege von Familienangehörigen zuständig.

Und jetzt, die Daten der Allensbach-Studie? Männer haben die Nase voll von Gleichberechtigung?

Viele Frauen leiden stumm und „funktionieren“ einfach. Auch sie haben gelernt: „Das tut doch gar nicht weh!“ oder „Stell dich nicht so an, das schaffst du schon.“
Sie kommen dann häufig zu mir in die Gesundheitspraxis, weil sie sich gesundheitlich nicht wohl fühlen. Das Einzige, was sie sich noch erlauben zu spüren, sind körperliche Beschwerden, doch wie sie psychisch leiden, das nehmen sie lange Zeit nicht wahr.

 

Der erste Schritt – Sich als ein emotionales Wesen wahrnehmen.

EBrunnens gibt Vieles im Leben, was nicht mit einem „Das tut doch gar nicht weh“ weggeredet und zerredet werden kann, wo Mensch die Erfahrung macht, dass das Leben nicht berechenbar ist und keineswegs stets ein „Yes we can“ bereit hält.

Es gibt kein Leben ohne Sorgen, Weh und Ach, es gibt kein Mensch SEIN ohne Emotionen, ohne Leid und leiden.

> Krankheit und „Verletzungen“
> Trennungen und Abschiede
> Sterben und Tod

Wenn wir Menschen das Leid, die Krisen, die Not, die Krankheiten wieder annehmen, als Teil des Lebens, uns wieder annehmen als soziale, emotionale und damit auch verletztliche Wesen, dann ist ein erster Schritt zu mehr WOHL und Gleichgewicht sicherlich getan. Einen Schmerz als das wahrzunehmen, ein  „Das tut mir weh“  ernst zu nehmen und sich beizeiten ein „Pflaster“ in Form einer Unterstützung zu holen, kann durchaus sehr heilsam sein.


Mein besonderes Angebot für „Das tut mir aber weh“
– Situationen:

SOS-Online-Coaching im Monat Oktober für Führungskräfte unterwegs.
SOS-Online-Coaching für Frauen in Doppel- und Dreifachbelastungen.

Termine nach Vereinbarung.

 

 

 

http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/wiedereinstieg-aufgabenteilung-pdf,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Ausge_C3_BCbte-Erwerbst_C3_A4tigkeit-von-M_C3_BCttern,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderreport/1-Bildung-ausbildung-und-weiterbildung/1-4-Schulische-bildung/1-4-3-schulabschluesse.html

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/HaushalteMikrozensus/BroschuereFrauenMaenner0010013109001.pdf?__blob=publicationFile

http://www.bpb.de/apuz/28222/junge-frauen-bessere-schulabschluesse-aber-weniger-chancen-beim-uebergang-in-die-berufsausbildung?p=all

Das tut doch gar nicht weh!

Was zufrieden macht…


Die Mehrheit aller Deutschen ist zufrieden mit ihrem Leben, zumindest war das 2008 so. Auf einer Glücksskala von 1-10 gruppieren sich 67% zwischen acht und zehn ein. Der Durchschnitt des Wohlbefindens ist mit 7.4 ziemlich hoch. Doch es gibt Unterschiede. Während viele ihr Glück bereits gefunden haben, sind Viele noch auf der Suche nach Wohlbefinden.
Beamte sind zufriedener als andere Berufsstände, Arbeitslose sind unglücklicher als Berufstätige, ein hohes Haushaltseinkommen scheint ebenfalls zum Wohlbefinden beizutragen.
Doch was sind die Faktoren, die den Menschen Wohlbefinden schenken?

      > Gesundheit und Familie (87%)
      > Intaktes Elternhaus mit Liebe und Geborgenheit (74%)
      > Einen Arbeitsplatz haben (56%)
      > 77% der Frauen finden Wohlbefinden in den „ kleinen Dingen des Lebens“

Was die Studie noch ans Tageslicht beförderte: Wohlbefinden und lebenslanges Lernen und sich weiterbilden schließen sich nicht aus, im Gegenteil, sie bedingen einander. (1) Der Mensch ist eben ein Übender (2),  ein Mensch unterwegs….

Heute…

Aktuelle Befragungen unter Jung-Akademikern zeigen, dass das Thema Sicherheit an Bedeutung gewinnt.
Einen sicheren Arbeitsplatz haben, ist für 70% der Befragten ein ganz besonders wichtiges Kriterium (repräsentative Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag des Reemtsma-Begabtenförderungswerks) ebenso wichtig ist für 51% der Befragten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und rangiert damit eindeutig vor „hohem Einkommen“ und „herausfordernde Tätigkeit“.

Kommt hier bereits zum Tragen, dass mehr und mehr Firmen den jungen Menschen nur noch befristete Arbeitsverträge geben? Und wen wundert es dann noch, dass das Thema Familie ebenso wichtig wird, wie der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz? In unsicheren Arbeitsverhältnissen ist es fast unmöglich, entspannt und zufrieden eine Familie zu gründen.
In solchen Situationen hilft ein offenes Gespräch mit dem Chef, oder professionelles Coaching. Im Extremfall bleibt kein anderer AusWEG, außer die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Kienbaum Communications. Sie fanden heraus, dass für 71% der Studenten „Familie“ und „Freunde“ wichtiger ist, als „Erfolg und Karriere“. (3)
Und wechselt ein „High-Potential“ seinen Arbeitgeber, spielen in Deutschland in 86% der Fälle private Gründe eine Rolle. (4)

Und was meint der aktuelle OECD-Zufriedenheitsindex? Deutschland ist bei den Nörglern ziemlich weit vorne aber nicht bei den zufriedenen…Doch – für den Einzelnen mag etwas ganz anderes gelten. (5)

Menschlich…

Nicht wirklich überraschend sind diese Ergebnisse, wenn man Mensch daseseinsanalytisch betrachtet. Dann ist Mensch immer auch MITmensch, ein soziales Wesen, dessen zufriedenes Dasein, immer auch ein MItsein ist, ein gemeinsames „in der Welt sein“ – . „To be there is to be with“ (6) Von anderen Menschen losgelöstes Glück in Form von „Geld, Erfolg“ rücken damit zwangsläufig auf hintere Plätze zurück und spiegeln sich schon im uralten Volksmund wider: „Geld allein macht nicht glücklich.“ Dies wird durch aktuelle Erkenntnisse des Reichtums Forschers Thomas Druyen bestätigt. (7)

Die kleinen Dinge…Ein Gedicht zum Thema

Zufriedenheit

‘s schwimmt menge Ma im Überfluß
het Huus und Hof und Geld
und wenig Freud und viel Verdruß
und Sorgen in der Welt.
Und het er viel, se gehrt er viel
und neeft und grumset allewil.
Und ‘s seig jo doch so schön im Tal,
in Matte, Berg und Wald,
und d’Vögeli pfifen überal
und alles widerhallt,
e rueihig Herz und frohe Mut
isch ebe doch no ‘s fürnehmst Gut.
So het’s Margretli gsunge, und o chönnti’s nonemol höre.
Chönnti’s nonemol seh! Gott geb em Freuden und Gsundheit.

Johann Peter Hebel (8)

Quellen:

(1) http://www.bertelsmann-stiftung.de/bst/de/media/xcms_bst_dms_23599_23600_2.pdf
(2) http://www.amazon.de/mu%C3%9Ft-dein-Leben-%C3%A4ndern-Anthropotechnik/dp/3518419951/ref=tmm_hrd_title_0
(3) http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/wuensche-der-studenten-lieber-persoenliches-glueck-als-schnelles-geld-11793568.html
(4) http://www.kienbaum.de/desktopdefault.aspx/tabid-501/649_read-11761/
(5) http://www.oecdbetterlifeindex.org/
(6) http://de.wikibooks.org/wiki/Martin_Heidegger/_Sein_und_Zeit/_Viertes_Kapitel_%C2%A7%C2%A7_25%E2%80%9327
(7) http://www.mainpost.de/ueberregional/politik/zeitgeschehen/-Geld-allein-macht-nicht-gluecklich;art16698,6800668
(8) Johann Peter Hebel: Gesamtausgabe, Herausgegeben von Wilhelm Zentner, Band 3, Karlsruhe: C.F. Müller,Karlsruhe 1972, S. 196.: Zufriedenheit.

 

Das tut doch gar nicht weh!

Vorsicht, Versprecher


Vorsicht, Versprecher

„Das sind doch alles Verbrecher!“ gibt die Klientin aufgebracht von sich. „Ach nein, ich wollte Versprecher sagen,“ korrigiert sie sich, gleich lächelnd danach. „Aber irgendwie ist das in diesem Fall ja sowieso das Gleiche.“ Sie fühlt sich getäuscht, über´s Ohr gehauen. Sie ist entsetzt darüber, wie sie sich wieder hat blenden lassen von blumigen Worten. Und dabei ging es doch um nichts Geringeres, als um Ihre eigene Gesundheit. Es wäre einfach zu schön gewesen. Es hat sich doch wieder so glaubhaft angehört. Das Lächeln des Versprechers im Gesicht eines Meister-Verkäufers war doch so freundlich und wohlwollend. Und heute? Aus dem Versprecher ist ein Verbrecher geworden und meine Klientin sagt, das wäre in diesem Fall dasselbe.

Ein  interessanter Gedanke, bei dem es lohnt, ein wenig näher hinzuschauen. Dieser Artikel handelt von Versprechern, Versprechern, Vertrauen und Vertrauens-Verbrechern.

Versprecher

Wir kennen sie alle, die Versprecher. Es handelt sich um sprachliche „Fehlleistungen“, die sich meist unwillkürlich und häufig unbemerkt in unsere Sätze einschleichen.

Entweder wird ein Wort vollständig durch ein anderes ersetzt („Gibst du mir bitte mal die Tasche“, statt „gibst du mit mal den Schlüssel“ (aus der Tasche)), oder es wird ein Wort durch ein anderes mit derselben Silbenzahl substituiert („Verbrecher“, „Versprecher“).

Es kommt zu Vertauschungen (Mein Sohn kreierte das wundervolle Wort „Laschwappen“). Auch schön die Worte „Koträppchen“ oder „Fönheitsscharm“. Legendär auch diese gewollten Versprecher, die immer wieder einen Lacher wert sind. (1) Manchmal sind Versprecher Vorwegnahmen (Reden ist Schweigen, Silber ist Gold) oder ähnliches (2).

Wir kennen diese Phänomene nicht nur beim Sprechen. Sie begegnen uns auch als VER-leser, VER-schreiber, VER-hörer, wobei die Vorsilbe VER, schon viel davon verrät, was dabei geschieht. Das VER vor einem Wort sagt so viel wie ÜBER, ein zu viel des Guten, sozusagen. Schon Goethe sagte beispielsweise zum Verhörer:  „Der Hörer aber und sein Ohr tragen gleichfalls zu gedachtem Fehler bei. Niemand hört als was er weiß, niemand vernimmt als was er empfinden, imaginieren und denken kann.“ (3) Als menschlicher Sprecher, Leser, Hörer, Seher und folglich als Versteher, oder gar Interpretierer, können wir folglich nicht aus unserer eigenen Haut heraus, sind Produkt unserer eigenen Geschichte und Wahrnehmung.

So  sind viele Versprecher folglich  harmlos und meistens einfach nur lustig aber manchmal enthalten sie einen wahren Kern. Bekannt sind sie dann unter der Bezeichnung „Freud´sche Versprecher“ (4).

Das Beispiel meiner Klientin trifft dabei den Nagel auf den Kopf. Sie wollte zwar Versprecher sagen, im Sinne von „Menschen, die ihr etwas versprechen, es aber dann doch nicht halten“ und ihr rutsche das Wort „Verbrecher“ heraus. Insgeheim hält sie diese Menschen auch dafür, doch das hätte sie freiwillig wohl nie gesagt. Kommen wir zu dieser Spezies.

Versprecher

Auch Sie begegnen uns überall und wohnen überall. Es wird das Blaue vom Himmel herab versprochen, in die Zukunft geblickt, Prognosen abgegeben. Mensch ist dagegen weder im Beruf, noch im Privatleben gefeit. Wir sehen die Versprecher überall:

  • Senkt Ihren Cholesterinspiegel
  • Schützt vor Krebs
  • Macht schlank in 10 Tagen
  • Hält Sie gesund und vital
  • Wir machen Sie fit
  • Damit können Sie punkten
  • Hiermit werden Sie beeindrucken
  • Macht sie um Jahre jünger
  • Mit unserem Produkt garantieren wir Ihnen…
  • Ja, das mache ich. Versprochen!
  • Am Wochenende klappt es bestimmt
  • Heute komme ich pünktlich nach Hause
  • Wird sofort erledigt, Chef
  • Ich leite das sofort weiter
  • Kein Problem. Das habe ich schon tausende Mal gemacht
  • Mit uns kommen Sie auf Garantie dort und dort an…
  • Die Zufriedenheit unserer Kunden steht bei uns an erster Stelle
  • Wir versprechen ihnen, dass wir die Kosten um die Hälfte senken und den Gewinn mindestens vervierfachen
  • Ihr Haus steht in 5 Monaten
  • Wir machen dieselbe Arbeit zum halben Preis

Diese Aufzählung kann beliebig fortgeführt werden. Menschen, Produkthersteller, Dienstleister sind Meister-Versprecher. Und wer es glaubt, wird meist nicht selig, sondern richtig sauer. Man bekommt langsam den Eindruck, dass die lange Nase von Pinnochio in unserer Gesellschaft langsam gesellschaftsfähig wird. „White lies“ spielen die Amerikaner diese Versprecher herunter. Wer die Wahrheit sagt, keine falschen Versprechungen abgibt, wird gerne als Naivling bezeichnet, oder verscherzt sich Sympathien, weil offenbar der Mensch lieber Versprechern Glauben schenken möchte.

Doch wozu macht Mensch das? Es scheint in den Genen zu liegen, dass Menschen zu Blendern und Versprechern werden und dass etwa 200 mal pro Tag gelogen wird. Es hebt die Stimmung, sorgt für gute Laune, der Mensch bringt sich dadurch in ein strahlendes Licht, gewinnt Sympathiepunkte und wer sich selbst Dinge verspricht (prognostiziert), lebt sogar länger. „Ich verspreche dir: In einer Woche bin ich wieder aus dem Krankenhaus raus.“  Lügen können durchaus liebevoll sein: „Schatz, in deinem Kleid sieht du einfach hinreißend aus.“ Oder „Mama, das Essen schmeckt heute nicht uninteressant.“ Oder „Kein Problem, wenn du heute die Verabredung nicht einhalten kannst. Das Andere geht vor.“ Doch Vorsicht.

Ein schmales Band

Zwischen Versprecher und Verbrecher besteht ein schmales Band. Es heißt Vertrauen. Gerne sind Menschen bereit an Versprechen zu glauben, das Gute im Menschen zu sehen, vertrauensvoll auf seine Mitmenschen zuzugehen, ihnen einen Vertrauensbonus zu geben, oder sich eine liebevoll gemeinte Lüge abzunehmen. Doch wehe, dieses Vertrauen wird immer wieder gefährdet und Versprechen nicht eingehalten. Der Tausch geschenktes Vertrauen und Versprechen funktioniert dann irgendwann nicht mehr. Der Getäuschte ist enttäuscht, es droht der Beziehungsbruch.

Und das kann sehr negative Folgen haben, nicht nur im Privatleben, sondern auch im beruflichen Kontext. Heute wissen wir, dass die Beziehungsebene (und die basiert nun mal auf Vertrauen) DER Erfolgsfaktor Nummer Eins ist. Dies sollte sowohl Führungskräfte, als auch Unternehmer, Dienstleister in besonderem Maße interessieren, denn wo das Vertrauen erst einmal zerstört ist, ist es mit der Loyalität und Bindung zunächst einmal auf nicht absehbare Zeit vorbei.

Ohne Vertrauen und ohne eingehaltene Versprechen gerät das Zwischenmenschliche Konto in Schieflage. Wie dem entgegengewirkt werden kann? Da möchte ich einen meiner Kollegen zitieren, der den Satz prägte: „Wer einen hohen Kontostand anstrebt muss mehr einzahlen, als er abhebt“ (W.Berner)

Fangen wir also bei uns selbst an. Packen wir uns an die eigene Nase, schenken wir Vertrauen und versprechen wir nur, was wir auch halten können. Ein Nein hat dann eventuell einen geringeren Preis als ein Ja, das in der Enttäuschung mündet und in den Augen eines Getäuschten, einen Versprecher zu einem Verbrecher macht.

Und wobei hilft jetzt Führungskräftecoaching? Da ich selbst ein Mensch bin, der anderen Menschen gerne sein Vertrauen schenkt; da ich folglich sehr gut weiß, wie es sich anfühlt, getäuscht worden zu sein; da ich aus zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen eine leise Ahnung davon habe, wie verbreitet die bewusste Täuschung  bereits Einzug in die Kultur vieler Unternehmen  gefunden hat und zur Selbstverständlichkeit im mitmenschlichen Miteinander geworden ist, stelle ich gerne meine Expertise sowohl denjenigen zur Seite, die morgens wieder in den Spiegel schauen  und an dieser Stelle nicht weiter zu den Versprechern gehören möchten, die „verbrannte Erde“ zurück lassen. Gerne möchte ich auch Denjenigen eine Unterstützung sein, die sich häufig in der Rolle eines Getäuschten widerfinden; Coaching hilft zu verstehen, woher das kommt, was daran positiv ist und wie es besser gelingt, sich zu schützen. Und: Last but not least, unterstützt Führungskräftecoaching Unternehmen, eine Unternehmensethik zu leben, die auf Vertrauen und Verlässlichkeit fußt und als Lohn nicht nur ein gutes, gesundes Arbeitsklima fördert, sondern auch dazu dient, loyale Mitarbeiter und Kunden zu gewinnen.

Ach übrigens: Zuverlässigkeit beginnt nicht erst am Arbeitsplatz, wie dieses kleine Gedicht einer Frau (könnte aber auch von einem Mann stammen) zeigt. Ein Einzelfall? Mag sein, dann kenne ich als Berater und Führungskräftecoach eben zahlreiche dieser Einzelfälle, als Ausnahmen von der Regel,  als Geschichten, die das Leben schreibt….. Gerne höre ich die Ihren, oder mit Ihnen in den Dialog.

Bis zum nächsten Mal, Ihre Sonja Mannhardt

Der Versprecher – Ein Gedicht

Ich find dich klasse, hast einfach Rasse
ich find dich schön, will mit dir gehen

Hätt Lust dich zum Essen einzuladen
willst lieber Fisch oder Sonntagsbraten?

Könnt mir vorstellen, dich zu besuchen
könntest mir in der Nähe ein Zimmer buchen?

Oder komm doch einfach gleich zu mir
ich zeig dir meine Welt, das versprech ich dir

Wann bist du denn hier in der Nähe
weißt du eigentlich, wie gern ich dich sähe?

Würd gern ein Wein mit dir trinken
gern in deine Augen eintauchen und versinken

Ich meine es ernst, das sage ich dir
ich sehn mich so unheimlich nach dir

Ich meine es ernst, du kannst mir vertrauen
wollen wir an einer gemeinsamen Zukunft bauen?

Morgen ruf ich dich sicher wieder an
Versprochen! Ich bin doch ein ehrlicher Mann

Du bist meine Traumfrau besser geht es nicht
alles an dir ist ein einzig Gedicht

Wie? Du willst wissen, ob auf mich ist Verlass
oder ob ich mach auf deine Kosten nur Spaß?

Natürlich bin ich ein wirklicher Versprecher
Manche nennen mich einen Verbrecher

Weil meine Worte sind stets Schall und Rauch
reine Versprecher, das versprech ich dir auch.

© S.Mannhardt 5/2012

(1)    http://de.video.search.yahoo.com/search/video?p=Kentucky+schreit+ficken

(2)    http://de.wikipedia.org/wiki/Linguistische_Versprecher-Theorien

(3)    Goethe, Johann Wolfgang von: Hör-, Schreib- und Druckfehler. In: Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 41. Bd., 1. Abtheilung. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1902, S. 183-188; Zitat: 184.

(4)     http://de.wikipedia.org/wiki/Freud%E2%80%99scher_Versprecher

Lachen, nicht nur am Weltlachtag

Lachen, nicht nur am Weltlachtag

Eigentlich ist das, was gerade in meinem Leben passiert ein Witz, ein mehr oder weniger schlechter. Wenn es nicht so tragisch und traurig wäre, dann wäre es wohl zum Lachen,“ so die Worte einer Führungskraft, die bei mir im Coaching sitzt. „Dann lachen wir doch einfach eine Runde, denn kann man denn nicht auch lachend sehr ernsthaftig sein?(Gotthold Ephraim Lessing),“ war meine ernstgemeinte Antwort und wir lächelten den schlechten Witz ein wenig in die Flucht, bevor wir weiter arbeiteten. Heute ist Weltlachtag…. Zum Artikel