ApfelSie sagen, was wir essen sollen, was gut und gesund für uns ist. Sie glauben zu wissen, was uns gut tut. Sie machen uns in 8 Wochen sexy. Sie versprechen uns schnelle Schlankheit. Sie haben das richtige und ultimativ beste Pülverchen für uns und natürlich hat die Welt nur auf sie gewartet…diejenigen, die ein Mittel gegen „ausgelaugte Böden“ und Nährstoffdefizite haben und natürlich gegen Burnout und Übergewicht. Und es werden immer mehr.

Sie sind überall und predigen Heil. Sie nennen sich „Gesundheitscoach“, „Personal Trainer“ , „Gesundheitsberater“, „Ernährungsberater“ – und was sie gewiss haben: Sie leiden alle an gnadenloser Selbstüberschätzung. Es finden sich Webinare im Netz von Gesundheitsaposteln ohne jegliche Qualifikation!

Zwar wissen sie nichts von Diabetes, doch sie beraten Menschen mit dieser Krankheit. Sie sind davon überzeugt, dass „Dicke nur nicht wissen, was gesunde Ernährung ist“ und möchten ihnen gerne bei den Wissensdefiziten helfen. Sie scheuen sich nicht, Menschen zu beraten, die gastrointestinale Beschwerden haben, denn es liegt gewiss an Laktose, Fruchtzucker oder dem bösen Histamin. Und – Sie haben alle

Ich frage mich langsam, ob diese Leute tatsächlich Klienten bekommen und all diesen Humbug glauben, der da verzapft wird oder ob diese Leute glauben, dass man für die Beratung von Menschen keinerlei Qualifikation benötigt und man an Gesundheit ja nichts kaputt machen kann? Ich frage mich langsam ernsthaft, ob diese Leute der Meinung sind, man könne mit Gesundheitsberatung viel Geld verdienen – oder geht es nur um den Absatz von Produkten?

Fakt ist folgendes: Kürzlich war eine Frau bei mir. Vollkommen vermurkst von Gesundheitscoachs und Co. Hätte sie mich nicht zufällig im Internet gefunden, sie wäre heute tot, denn sie hatte keine Allerwelts-Unverträglichkeit, sondern Darmkrebs! Und was ist mit all den Patienten, die bei mir waren, weil irgendjemand ihnen die schnelle Lösung ihrer Gewichtsprobleme versprochen hat? Sie kamen mit noch mehr Übergewicht aber noch weniger Selbstwertgefühl zu mir und obendrei mit wenig Geld, denn diese Leute ließen sich alle von nicht qualifzierten Gesundheitsapostels, die nichts weiter waren als Produktverkäufer, abzocken.

An dieser Stelle mal drei Fragen:

Würden Sie einen selbsternannten Frisör erst nehmen, nur weil er mit einer Schere Haare abschneiden kann?
Würden Sie ihr Auto zu einer Werkstatt bringen, in der es nicht darum geht, den Wagen genau zu untersuchen und eine genaue Diagnose zu stellen, bevor Hand angelegt wird, sondern gleich drauflos geschraubt wird?

Und – wie viel Einzelverhaltensmuster gibt es Ihrer Meinung nach beim Essen? 100? 300? 500? Und wie viele Jahre wurden diese eintrainiert,  perfektioniert und zur Gewohnheit gemacht? 30 Jahre täglich mehrmals oder noch länger?

Hatte der Verhaltensforscher Konrad Lorenz Unrecht, wenn er sagte:

Gedacht heißt nicht immer gesagt,/ gesagt heißt nicht immer richtig gehört,/ gehört heißt nicht immer richtig verstanden,/ verstanden heißt nicht immer einverstanden,/ einverstanden heißt nicht immer angewendet,/ angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.

Wenn dieser Satz neuerdings nur noch für Kommunikation benutzt wird, wieviel schwieriger ist es dann, wenn es um menschliches Verhalten geht…

Aber die neuen Gesundheitsapostel, sie setzten sich über all das hinweg. Nicht nur, weil sie mit ihrer Bauernfängerei die Sehnsucht der Menschen stillen, es müsse alles schnell und mühelos gehen – nein, was diese selbsternannten Gesundheitsapostel auch noch schaffen, ist: sie schaden auch dem Image von seriösen Anbietern im Gesundheitswesen.

Hier ein Beispiel aus meiner Branche: Professionelle Ernährungsfachkräfte, die von den Krankenkassen anerkannt sind, haben ein sogenanntes „Präventions-Zertifkat“, was sie als Experten ausweist, die eine fundierte medizinisch-wissenschaftlich-pädagogische Ausbildung haben. Sie haben nicht nur 3-6 Jahre studiert, sondern sind gezwungen, dieses Zertifikat alle 2 Jahre durch den Nachweis von Fortbildungen zu ernuern. Es ist ihnen verboten, Produkte zu verkaufen.

Dabei ist es doch gar nicht schwer, Scharlatane von Profis zu unterscheiden. Sitellen Sie einfach nur folgende Frage: „Sind Ihre Leistungen von den Krankenkassen anerkannt und darf ich Ihr Zertifikat sehen?“

Entscheiden Sie mit Sinn und Verstand, wem Sie sich und Ihre Gesundheit anvertrauen.

Wer zugelassen ist, Präventionsleistungen anzubieten, darüber finden Sie hier mehr:

https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/Leitfaden_Praevention-2014_barrierefrei.pdf