Es ist unglaublich! Kennen Sie Chia? Wissen Sie woher Ihr gewichtiges Problem kommt? Es scheint ja ganz einfach zu sein, unsere sehr komplexe Welt….
Da wird ein vor Monaten noch unbekanntes Sämchen zum „Super-Food“ geadelt (Chia-Samen), weil es der banale Nährstoffcocktail von Leinsamen und Sesamkörchen offenbar nicht mehr schaffen, den verwöhnten Gesundheitsgaumen zu befriedigen. Da wird das Brot zum grundsätzlichen Bösewicht in Sachen Krank- und Dickmacher erklärt ohne auch nur ein Fünkchen Gehirnschmalz daran zu verschwenden, ob es denn tatsächlich nun am Gluten liegt, oder ob es vielleicht doch an anderen Substanzen in unseren „Super-Billig-Wecken“ liegen könnte, oder doch an ganz anderen Phänomenen, dass Frau Hintz und Herr Kuntz immer mehr Lebensmittel „nicht mehr verträgt“ oder „immer dicker wird“ oder Diabetes bekommt?
Da werden „wissenschaftliche“ Studien so lange gebeugt, bis die deutsche Wurst zum neuen Krebsgeschwür auf unseren Tellern mutiert und Jedem, der genüsslich in ein Obst beißt, ob der Gefährlichkeit des enthaltenen Fruchtzuckers genau so der Bissen im Hals stecken bleibt, wie Jedem, der es heute noch wagt zum „weißen Gift“ Zucker, zur „unnützen Milch“ zu greifen oder gar genüsslich in ein Stück Steak zu beißen.
Glaubenskriege
Was ist nur los? Glauben Menschen ernsthaft, dass die Nährstoffe in 15g Chiasamen pro Tag dadurch mehr werden, dass wir sie Marketingtechnisch zu mehr erklären? Glauben Menschen ernsthaft, dass Brot allein aus Gluten besteht und Gluten, das seit Jahrtausenden dafür da ist, dass Brot zusammenklebt, jetzt ein „neues Gift“ ist? Haben Menschen hierzulande wirklich keine größeren Probleme mehr, als sich über Ernährung zu definieren? Es scheint fast so, als ob die Menschheit dazu überginge, „Die gesunde Ernährung“ zur neuen Weltreligion zu erklären und sich kaum, da diese Weltreligion die neue Weltherrschaft übernommen hat, sich bereits in vollkommen unterschiedliche Glaubensrichtungen spaltet…
Vegan, Paleo, low-carb, low-fat, free-from (das böse Gluten, die böse Milch, das böse Histamin) – die Ansichten sind genau so bunt und unterschiedlich, wie die Prister und Bischöfe, die diese Glaubensrichtungen vertreten.
Nur: Was ist, wenn es weder die „Eine gesunde, seeligmachene Ernährung“ gibt? Was ist, wenn wir genauso viele Studien finden, die einer Ernährungsrichtung in die Hände spielen, wie die, die genau das Gegenteil herausfanden? Was ist, wenn es bei der Gesundheit bei Tisch und im Schlaraffenland um weitaus mehr geht, als Glaubenrichtungen rund um ein Super-Food oder den Heil bringenden Effekt eines einzelnen Nährstoffes oder Nahrungsergänzungsmittels? Was ist, wenn man trotz all der neuen Glaubensfragen, rund um DIE richtige Ernährung dann doch krank wird? Was ist, wenn Paracelsus doch Recht hatte, wenn er sagte: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“
(R)AUSweg
Wäre es dann nicht eher angebracht, ein wenig Maß zu halten, eine Kardinaltugend, die schon Platon und Aristoteles mit dem griechischen Wort σωφροσύνη (sophrosyne) am besten zum Ausdruck brachte? Mäßigung beim Essen und in Ernährungs-Glaubensfragen, Mäßigung und Besonnenheit wenn es um die Themen „Gesundheit“ geht, die weit mehr ist, als das was wir essen und was die Griechen einst „Geheimnis“ nannten? Wäre es dann nicht endlich an der Zeit Essen als Totalphänomen zu betrachten, das mehr ist, als „sich zu ernähren“?
Kämen wir dann nicht zu den Schluss, dass der Mensch, seine Gesundheit, sein Wohl sein und sein Wohlergehen, ein friedvolles MITeinander in unserer gemeinsamen Welt weitaus mehr ist, als all diese lächerlichen Glaubenskriege rund um „Weizenwampe“ und „Chiasamen“?
Wie wäre es mit ein wenig mehr Genuss, Lebensfreude, mit ein mehr σωφροσύνη und Liebe statt Krieg und sei es auch „nur“ der Krieg GEGEN Lebensmittel oder FÜR die Ernährungsweise, die man selbst gerade für die „richtige“ hält?
Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit und ein herzliches Wohl bekomm´s.
Und sollten Sie doch einmal gesundheitliche Probleme bekommen, so melden Sie sich. Wir gehen den Dingen auf den Grund und lassen uns nicht von Oberflächlichkeiten blenden.