Zukunft gestaltenDas Jahr ist noch neu und doch schon wieder alt. Die Ersten, die sich zum neuen Jahr besondere Vorsätze vornahmen, haben diese mittlerweile schon wieder vergessen und fallen lassen, wie dies eben mit VOR-sätzen so ist.
Also greife ich statt der allgemeinen Wünsche wie ein  „frohes“, „gesundes“ oder „erfolgreiches“ neues Jahr, dieses Jahr lieber zurück in meine Weihnachts-Wunschliste vom vergangen Jahr und werde konkret, denn es gibt Vieles, was sich Arbeitnehmer, Führungskräfte wünschen, für mehr Wohlsein am Arbeitsplatz wünschen – nicht nur für´s neue Jahr!

Dieser Artikel ist in Zukunft gestalten erschienen und kann dort auch digital nachgelesen werden.
Ich formuliere ihn nur um und mache daraus einen Neujahrs-Wunschzettel…

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Arbeitszeit- Wohlfühlzeit?

Im Kamin knistert das Holz, es duftet nach Weihnachtsplätzchen, Kerzen brennen, im Glas leuchtet ein guter Rotwein und im Hintergrund erklingt das Weihnachtsoratorium von Bach. So stellen wir uns doch insgeheim die vorweihnachtliche Zeit vor und überhaupt: Mögen wir nicht alle und Jederzeit diese Wohlfühlatmosphäre? Doch Hand aufs Herz:  Ist es nicht vielmehr so, dass anstatt besinnlich und behaglich die Adventtage zu genießen, uns in Muße zu üben, „runter zu kommen“, beSINNlich zu werden, noch mehr als sonst gerannt, gehetzt, geklotzt nicht gekleckert wird? Für das Wesentliche meinen Viele keine Zeit mehr zu haben, bei all dem Leistungsdruck – insbesondere nicht in der Adventszeit, die mehr und mehr von der Ankunfts-Zeit zur Konsum-Zeit und Stress-Hoch-Zeit zu werden droht.

An Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes, doch was ist mit uns Menschen los? Verzichten und vermissen wir nicht mehr und mehr das, was das MenschSEIN an und für sich ausmacht und nicht mit Geld zu kaufen ist?

Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass der Wohlfühl-Faktor entscheidend ist für Lehr-, Lernsituationen, für die Beziehungsgestaltung und –festigung und demzufolge auch für Loyalität und Leistungsbereitschaft am Arbeitsplatz. Und wir wissen, dass Wohlfühlen am Arbeitsplatz eng mit Gesundheit und Gesunderhaltung verknüpft ist. Nehmen Sie sich also zehn Minuten Zeit und lesen Sie, was Menschen am Arbeitsplatz zu schätzen wissen, gerade, aber nicht nur zur Weihnachtszeit, denn wo Mensch Mensch sein darf, wo er sich wohl und zugehörig, gesehen und wertgeschätzt fühlt, mit dem was er tut, wie er ist, da will er auch sein.

 „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“ Goethe (Faust)

Die Neujahrs-Wohlfühl-Wunsch-Liste für den Arbeitsplatz

  1. Eine Arbeit die Sinn macht und den eigenen Fähigkeiten entspricht

Für mehr als 40 % der Beschäftigten spielt die Tätigkeit an sich die größte Rolle. Menschen wollen einen Beitrag leisten, gefordert werden und Sinn stiftende Aufgaben, die ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten entsprechen. Das heißt aber auch: Jobs sollten weitestgehend den Menschen angepasst werden und nicht umgekehrt. Und wenn noch eigene Ideen eingebracht werden können, diese sogar wertgeschätzt werden, steigt die Zufriedenheit am Arbeitsplatz enorm.

  1. Gute Beziehungen zu den Kollegen

Menschen sind soziale Wesen. Rund 38 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sagen, dass sich ihre Beziehung zu Kollegen positiv auf ihre Zufriedenheit im Job auswirkt und bestätigen damit, was die Pädagogik und Psychologie schon längst weiß: Menschen wollen dazu gehören und das was Menschen am zufriedensten macht, sind echte, vertrauensvolle, zwischenmenschliche Begegnungen. Gerade bei Frauen, die sich eher weniger wohl am Arbeitsplatz fühlen, als Männer, ist der Faktor Mensch als Wohlfühlfaktor ein ernst zu nehmender Aspekt.

 

  1. Gehalt (38 Prozent)

Das Gehalt ist für 44% der Männer ein wichtiges Kriterium, wenn es um Job-Zufriedenheit geht; Bei Frauen sind es etwas weniger (31%), ausgenommen für Frauen, die Alleinerziehend sind und auf das Geld angewiesen sind. Die monetären Aspekte verlieren im Laufe des Lebens laut Studien an Bedeutung (45% bei <30 Jährigen, 29% bei  über 60 Jahren), ebenso steigt die Zufriedenheit mit steigendem Einkommen an.

  1. Sicherheit des Arbeitsplatzes (29 Prozent)

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das weiß bereits der Volksmund, denn dieses Gewohnte schenkt Sicherheit und Verlässlichkeit. Nur wer sicher ist fühlt sich wohl und  ist konzentriert bei der Sache. Im Zuge der immer häufiger geforderten Mobilität und Flexibilität in Form von Umstrukturierungen, Führungswechsel, Fluktuation in Teams, wünschen sich mehr und mehr Menschen wieder gesichertere Verhältnisse, also sichere Arbeitsplätze, Menschen auf die sie sich verlassen können.

  1. Vereinbarkeit von Beruf und Familie (17 Prozent)

Sie wollen Top-Leistung Ihrer Mitarbeiter, richtig? Sie wollen vollen Einsatz? Dann behalten Sie im Auge, dass der Mensch nicht nur arbeitet, sondern auch ein Privatleben, ein Sozialleben und nur eine Gesundheit hat. Nur wenn wir Rahmenbedingungen schaffen, in denen Privatleben und Arbeitsleben vereinbar sind, fühlt sich Mensch wohl. Gerade die junge Generation legt darauf besonders viel Wert und sucht sich nicht selten Arbeitsplätze nach diesem Kriterium aus.

 

  1. Persönlichkeit des Vorgesetzten (14%) & Unternehmenskultur (9%)

Man mag es glauben oder nicht: Viele Kündigungen und ein großer Anteil an Arbeitnehmern, die nur noch Dienst nach Vorschrift machen, werden auf die Führungspersonen zurückgeführt. Nach wie vor scheinen viele Vorgesetzte zentrale Bedürfnisse und menschliche Erwartungen wie echte Aufmerksamkeit, Beachtung und Anerkennung, sowie Feedback für das was geleistet wird, nach den eigenen Stärken eingesetzt zu werden, sowie den Wunsch „voran zu kommen“ zu missachten. Auch wird häufig beklagt, dass statt Vertrauen und Fehlertoleranz eine Misstrauens- und Kontrollkultur herrscht.

  1. Wohlfühlfaktor – Weiterentwicklung (8 Prozent)

Ja, es gibt Sie: Arbeitnehmer, die mit dem zufrieden sind, was sie tun. Sie haben weder den Wunsch weiterzukommen, noch gefördert oder gar gefordert zu werden, durch neue Aufgaben und neue Verantwortlichkeiten. Doch es gibt auch die Anderen, für die Routine zum Bore-Out führt und Stillstand Rückschritt bedeutet.

  1. Gesundheit

Rückenleiden durch zu viel Sitzen, Übergewicht durch überwiegend sitzende Tätigkeit und fehlende Mahlzeitenstruktur; Mahlzeiten werden ausgelassen, Essenspausen gestrichen, Heißhunger-Attacken damit vorprogrammiert; Zunahme an psychischen Erkrankungen; Herz-Kreislaufprobleme, Schlafprobleme durch Stress und Überlastung. Wie wäre es mit betrieblicher Gesundheitsförderung, die mehr zu bieten hat, als einmal im Jahr einen „Gesundheitstag?“, denn Fehlzeiten durch ungesunde Rahmenbedingungen sind teurer, als sinnvolle Investitionen in BGF und BGM.

  1. Essen für Körper, Geist und Seele

Heute wissen wir, dass es nicht ausreicht sich „gesund ernähren“ zu wollen, denn Essen ist mehr. Zeit für Mahlzeiten und Ess-Genuss, bereichernde Gespräche bei Tisch führen; Heute wissen wir, wie sehr das Kreativität und Wohlsein nährt. Und – wer satt vom Leben is(s)t, benötigt Essen als Ersatz und Seelennahrung nur sehr selten.

  1. Wohlfühlfaktor ZEIT

Was wünschen sich Kinder am allermeisten von ihren Eltern? Es ist ZEIT; Zeit die sie mit ihren Eltern verbringen möchten. Wir können sie nicht kaufen, wir können sie einander nur schenken. Gemeinsam verbrachte Lebenszeit, in der wir ganz für einander und miteinander DA sind. Vielleicht ist das ein Weihnachts-Wohlfühlgeschenk, das wir einander häufiger machen sollten, privat und am Arbeitsplatz. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

 

 

Dieser Liste zugrunde gelegt sind zwei Studien: 2016 Umfrageinstitut Census im Auftrag von LinkedIn (10 000 Berufstätige und 3700 Personalabteilungsmitarbeiter aus acht Ländern), die Gallup-Studie (Engagement-Index 2012-2015), die Haufe Studie 2016 und die Arbeitsklima-Index Studie 2008; weitere Erkenntnisse wurden gewonnen aus zahlreichen aktuellen Gesundheitsstudien und der Pädagogik und Tiefenpsychologie. Nicht zuletzt spiegelt es viele Geschichten wider, die der Autorin im Rahmen ihrer Führungskräfte-Coaching-Tätigkeit und in ihrer Gesundheitspraxis begegnen.

 

Alles Gute für Sie und Ihre Besten.

Ihre Sonja Mannhardt