DSC03966Gesundheitsmanagement

Ich kann mich noch gut an die Zeit bei Nestle S.A. erinnern. Im Headquarter gab es bereits vor 25 Jahren ein sehr gut etablierte Abteilung für „sports et loisir“ (Sport und Freizeit). Es war einfach normal dass man sich in der Mittagszeit mal in einen Kurs anmeldete, sich in einer der Abteilungen eintrug, es war normal, dass man sich in der Kantine zum gemeinsamen Lunch traf. Und wichtige Business-Lunches fanden selbstverständlich in einem angrenzenden, ruhigen Bereich statt, an einem festlich gedeckten Tisch, selbstverständlich mit weißem Tischtuch und gestärkten weißen Leinenservietten. Es war selbstverständlich, dass diese Besprechungen Zeit benötigten, und dass dafür eben zwei Zeitstunden geblockt wurden und man in dieser Zeit für niemanden zu sprechen war. Es lagen keine Handys auf dem Tisch und es wurde auch sonst keinerlei  Störung geduldet. Das Wort Multitasking und Präsentismus, das Wort „offene Kommunikation und Transparenz“ wurde nicht benutzt.  Es war selbstverständlich, dass man keine Arbeit mit nach Hause nahm, allein schon wegen des Datenschutzes, aber auch für die „loisir“, die eine Bedeutung hatte. Und vollkommen selbstverständlich war, dass man sich für Gespräche, wenn man sich etwas zu sagen hatte, wenn es Unstimmigkeiten gab, persönlich traf und nicht per Mails kommunizierte, obwohl es ein Intranet damals schon längst gab.

Es gab eine Kultur die der Gesundheit von Menschen zuträglich ist, doch Eines gab es nicht: Das Wort Gesundheitsmanagement.

Ich bin, wie viele andere, seit mehr als 20 Jahren mit Gesundheitsförderung vertraut. Auch die betriebliche BGF gibt es schon seit Jahrzehnten, ohne dass Jemand groß davon Notiz nahm. Mit dem Begriff Management, als strategische Implementierung des Gesundheitsthemas hat sich dieses Stiefkind jetzt aber beachtiliche Aufmerksamkeit erworben. Wir alle, die in den 90ger Jahren in der GF und BGF arbeiteten, haben miterlebt, wie die Anfänge waren und können durch eine Außensicht und Innensicht erkennen, was und wo sich etwas getan hat oder nicht. Ich bin an dieser Stelle einmal mutig und und wage folgende Aussage: Es ist erstaunlich wie sehr das Gefäß, die Form an Bedeutung gewonnen hat, doch im Gefäß selbst findet sich in den meisten Fällen noch immer so gut wie nichts, was wir als WIRKUNGSvolle, NÜTZLICHE, SINNVOLLE und NACHHALTIGE Maßnahme verstehen könnten. Weltkonzerne waren vor 25 Jahren offensichtlich schon weiter, als moderne Unternehmen heute, die sich so gerne mit dem Wort Gesundheitsmanagement schmücken.

Wie sehen Sie das, werte Kollegen, werte Mitarbeiter ihres Unternehmens, werte Executives? Haben Sie das Gefühl, es geht um Sie, Ihr Leben, Ihr Wohl, Ihre Gesundheit, um ein gutes Miteinander, um gesunde Führung, wenn von Gesundheitsmanagement gesprochen wirde? Gerne nehme ich Ihre Kommentare entgegen.

Und da drängt sich für mich die Frage auf: Wozu ist das so? Wer hat einen Nutzen dadurch, dass sich nicht wirklich etwas bewegt?

Wer jetzt noch  widerspricht und daran glaubt, dass es tatsächlich um Menschenwohl und Gesundheit geht, dem möge eine aktuelle Trendstudie zum Thema  „Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) (2) ans Herz gelegt sein. Die spring Messe Management GmbH und der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie der Humboldt-Universität zu Berlin zeigen zwar, dass die Bedeutung des BGM in Zukunft deutlich steigen wird.Doch spannend ist dabei, zu erfahren, WOZU Gesundheitsmanagement in Unternehmen betrieben wird? Und hier die Ergebnisse, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, aber ich muss Sie warnen. Was uns da aufgetischt und serviert wird, das könnte Ihnen den Appetit verderben:

1.) Arbeitgeber streben damit vor allem einen Imagegewinn in der Öffentlichkeit an und wollen auf diese Weise im Konkurrenzkampf um Fachkräfte punkten.

2.) Die Gesundheitsverbesserung der Mitarbeiter ist „nur“ zweitrangig.

Selbst wenn es mehr als Imagegewinn wäre und es mehr um „Gesundheitsverbesserung“ ginge, so ist es m.E. noch ein sehr, sehr langer Weg, bis in den Köpfen der Entscheider angekommen ist, dass DIE Gesundheit nicht VERBESSERT werden kann, sondern jeder Mitarbeiter eine eigene Vorstellung von Gesundheit und WohlSEIN hat. Wer die Menschen nicht einzeln in seiner Welt abholt, wird es ohnehin nicht schaffen, DIE Gesundheit DER Mitarbeiter zu VERBESSERN, weil es diese Gleichheit faktisch gar nicht geben kann, ohne denjenigen zu beteiligen, um den es geht, jeden Menschen selbst. Die Effizienz hat sich damit ins Gegenteil verkehrt – sie ist nicht EFFEKTIV und alles andere als EFFIZIENT. Das Geld für BGF ist ohne Nutzen einfach verdampft. Also bleibt der einzige Nutzen doch ein Marketinginstrument zu sein?

Heute schrieb mir eine Kollegin aus dem „Handlungsfeld Bewegung und Stress reduzieren §20 SGB V)  folgendes:

„Die meisten Gesundheitsmanagements, die ich kenne, sind genau das. Zuschüsse fürs Fitnesszentrum, Obst für die Mitarbeiter und Betriebskegelgruppen. Alles gut und schön – aber alles Maßnahmen, die nicht an die Wurzeln des Übels gehen, die nicht selten in den betrieblichen Strukturen und in mangelnden emotional-sozialen Kompetenzen der Führungskräfte liegen. In meinen Augen ist das Ganze gut gedacht, aber meistens nicht gut gemacht. Es wird oft dafür gesorgt, dass alle baden dürfen, ohne dabei nass zu werden. Wir gehen da mit dem achtsamkeitsbasierten MBSR-Ansatz effizientere und nachhaltigere Wege. Aber da dieser für jeden Mitarbeiter Arbeit an sich selbst erfordert, ist er natürlich nicht sooo beliebt :o)“

Frage: Und jetzt? Hände in den Schoß legen, die Welt einen guten Mann sein lassen, oder doch neue Wege gehen auch wenn das bedeutet phasenweise starken Gegenwind zu bekommen oder einmal gegen den Strom schwimmen zu müssen?…..

Hier geht es zu Teil 4

 

(1) Bleib locker Deutschland, TK-Studie zur Stresslage der Nation, 2013, abrufbar unter www.tk.de

(2) BGM-Studie: http://bit.ly/VBRV6b

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