zimtsterne

Mit einer kleinen Geschichte möchte ich mich dankbar von meinen Kunden, Klienten, Kooperationspartnern, Zuliefern, Netzwerkpartnern und Kollegen verabschieden. Ein bewegtes Jahr mit 365 Tagen voller wunderbarer Begegnungen. Genau diese Begegnungen sind es, die letztendlich in Erinnerung bleiben, die wertvoll sind, für die es sich lohnt dankbar zu sein, denn genau das macht das Leben lebenswert. Menschen, die miteinander leben, lieben, lachen und arbeiten.

Und sollten Sie noch ein kleines kulinarisches Weihnachtspräsent suchen: Wie wäre es mit einem kleinen, feinen, Markgräfler GeNÜSSchen – sprich Produkte unseres Sozialprojekts?
MarkgräflerGenüsse_allgemeinIhre Sonja Mannhardt

 

 

 

Sinn des Lebens

Es ergab sich zur Weihnachtszeit, dass ein Tourist in das kleine mittelalterliche Bergdörfchen kam. Er stieg die ausgetretenen Treppenstufen empor, ohne konkretes Ziel, doch auf der Suche nach dem Besonderen. Besonders schick, besonders trendy, besonders abenteuerlich. Dieses Mal hat er sich für besonders archaisch entschieden, schließlich war er hier, in der Abgeschiedenheit, um sich von seinem anstrengenden Jahr zu erholen. Das hat er sich verdient! Hier ausruhen, die Einfachheit genießen, das Bodenständige, im Alten Kraft schöpfen, für das Neue, für sein kommendes Jahr, in dem es wieder darum geht, sich und andere Menschen

erfolg-REICHER zu machen. Das ist seine Aufgabe als erfolgreicher Unternehmensberater.
So steht er unvermittelt vor einem kleinen italienischen Lebensmittelgeschäft in dem es nur Marias selbstgemachten Köstlichkeiten gibt. Marmeladen und Konfitüren, Weihnachtsgebäck und Pralinen. Es duftete nach Geborgenheit, nach Weihnachten der Kinderzeit. Er schaut kurz hinein und tritt ein.

Im Laden selbst steht Maria, eigentlich aus Mailand, doch dann trifft sie eines Tages Alessandro, einen Künstler hier aus dem Ort , lässt ihr altes Leben hinter sich und zieht mit ihm in dieses herrliche Bergdorf, hoch über der Meeresbucht. Sie eröffnet in dieser wundervollen Landschaft dieses winzige Geschäft von nicht einmal 20qm Größe. In kleinen, natursteinbehauenen Nischen stehen in diesem mittelalterlichen Gemäuer sorgfältig und übersichtlich, kleine Gläser mit liebevoll selbstgemachten Küchenköstlichkeiten. Da stehen zum Genuss bereit, Kastanien Chutney, Konfitüre von wilden Aprikosen oder Feigen, Relishs und Marmeladen verschiedenster und vielfältigster Art. Da stehen liebevoll aufgereiht, in kleinen transparenten Tütchen, Nonna´s Weihnachtsplätzchen, nach alten überlieferten Rezepten, da stehen kleine Fläschchen mit Nonno´s grünem, selbstgepressten Olivenöl, da sind in handbemalten Schachteln, die die Mutter von Allessandro bastelt, in der, liebevoll gebettet, Marias in Handarbeit hergestellten Trüffel und Pralinen.

Maria kam auf diese Idee, als sie mit Alessandro auf langen, romantischen Spaziergängen, diese bezaubernde Gegend und ihre Schätze kennen- und schätzen lernte. Ihr Herz sehnte sich danach, diese Köstlichkeiten der Natur mit ihren Küchenkünsten und denen anderer Familienmitglieder zu vereinen.

Sie liebte es von Anfang an, die seltenen Früchte zu suchen und zu verarbeiten. Sie liebt den Duft der heißen und brodelnden Töpfe, sie liebt es, wenn alle stolz ihre Werke und Köstlichkeiten vorbeibringen und ein stolzes Lächeln über ihr Gesicht zieht, und sie liebt es, nach getaner Arbeit noch einmal alle Etiketten der Gläser in den Nischen gerade zu rücken, so dass sie akkurat nach vorne zeigen. Sie liebt es selbiges mit Nonnas Weihnachtplätzchen, Nonnos Olivenöl und den Pralinenschachteln zu machen.

Marias Köstlichkeiten sind mit handgeschriebenen Etiketten versehen, für jede Kreation hat sie sich ein eigenes kleines Symbol ausgedacht, welches Alessandro dann für sie umsetzt. Auch an den kleinen, farblich variierenden Leinentüchern, die sie liebevoll um die Deckel der Marmelade- und Chutneygläser und die Olivenölfläschchen gebunden hat, erkennt der Kunde die Vielfalt und die Liebe, die in die Gläser mit eingearbeitet wurde. Marias Küchenköstlichkeiten sind weiterhin verziert durch geflochtene Bänder aus Gras, welche die Kinder und sie abends beim gemeinsamen Gespräch so nebenbei flechten.
Gerade als Maria dabei ist den Laden zu schließen, kommt der Fremde auf sie zu, späht kurz hinein macht sich ein Bild von Marias Geschäft, tritt ein und fragt:

„Wie viele Stunden haben sie denn heute bereits gearbeitet, dass sie den Laden schon schließen wollen? Ich wollte noch ein paar Weihnachtspräsente einkaufen.“
Maria gewährt ihm Einlass und während er sich umschaut, entgegnet sie auf seine Frage. „Ein paar Stunden. Nicht lange. Nur heute Vormittag“

Daraufhin fragt der Unternehmensberater, warum Sie denn nicht länger im Geschäft verweile, um mehr Waren zu verkaufen. Maria sagt, dass der Ertrag reiche, um ihre Familie zu ernähren. Andere Dinge seien ihr wichtiger, fährt sie fort und packt liebevoll die vom Fremden ausgesuchten Präsente in eine Leinentasche auf die „Marias Küchenköstlichkeiten“ – Rezept aufgedruckt ist.

Der Unternehmensberater fragt: „Aber was tun Sie denn mit dem Rest des Tages?“ Maria erklärt: „Ich koche, halte das Haus in Ordnung, mache die Wäsche, mache eine Siesta mit meinem Mann, verbringe Zeit mit meinen Kindern, gehe im Dorf einkaufen, unterhalte mich mit den Leuten und erkundige mich nach ihrem Wohl, gehe in den Garten, um zu gießen, nach den Pflanzen zu schauen und ab und an ruhe ich einfach unter einem Baum im Schatten aus und genieße den Blick ins Tal, in die Bucht. Und ich koche Konfitüre, mache Pralinen und denke mir neue Kreationen aus. Und irgendwann werde ich als Nonna meine Enkelkinder in diese Künste einweihen. Paola ist bereits zwanzig Jahre alt und hat einen netten Freund. Sie sehen, ich habe ein erfülltes Leben“.

Der Unternehmensberater erklärte: „Ich bin ein Harvard-Absolvent und könnte Ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit im Geschäft verbringen und von dem Erlös einen größeren Laden kaufen. Mit dem Erlös hiervon, könnten Sie wiederum Filialen eröffnen und vielen Leuten hier in der Gegend Arbeit geben. Statt alle Konfitüre und Pralinen und Plätzchen selbst zu machen, könnten sie diese fremd produzieren lassen und vielleicht irgendwann selbst eine Produktionsfabrik eröffnen. Auch die Etiketten und die Taschen sind viel zu aufwändig, zu kostspielig und reduzieren nur unnötig ihren Gewinn. Ich könnte sie darin gerne beraten und ihnen behilflich sein, Produktion, Verarbeitung, Marketing und Vertrieb selbst zu optimieren, aber nicht alles selbst zu tun, aber zu kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Dorf hier verlassen und nach Rom, Los Angeles oder Paris umziehen, von wo aus Sie dann Ihr florierendes Unternehmen leiten.“

Maria lauscht den Worten und legt noch eine ihrer Visitenkarten bei, die ihr Sohn Enrico gestaltete und am Computer selbst ausgedruckt hat: „Und wie lange wird dies alles dauern?“
Der Unternehmensberater antwortet:“So etwa 15 bis 20 Jahre.“
Maria fragt, ohne aufzuschauen, denn ihre Augen hätten ihre steigende Verachtung preisgegeben. „Und was dann?“
Der Unternehmensberater lacht und sagt:“Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, können Sie mit Ihrem Unternehmen an die Börse gehen, Ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen.“

Maria kommt langsam in Fahrt und ihr südländisches Temperament langsam in Wallung:

„Millionen. Und dann?“
Der Unternehmensberater entgegnet:“Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Dorf ziehen, morgens lange schlafen, dann zu Mittag kochen, am Nachmittag eine Siesta mit ihrem Mann machen, im Dorf einkaufen, mit den Leuten reden, sie nach ihrem Wohl erkundigen, im Garten arbeiten und mit ihren Enkelkindern selbstgemachte Konfitüre kochen, sprich das Leben in vollen Zügen genießen.

„Vielen Dank“ mein Herr, entgegnet Maria und fügt hinzu:. „Herzlichen Dank für Ihre Beratung. Nehmen Sie dieses Fläschchen Olivenöl von Nonno Enrico als bescheidenes Beratungshonorar entgegen. Doch jetzt muss ich Sie bitten zu gehen, ich habe einen wichtigen Termin.“ Sie dreht sich um und überlegt, was sie ihrer Familie gleich Köstliches zu Essen kochen könnte.

(SMM 2009 – mehr Geschichten im E-Book Gedankenhäppchen)

Weihnachten_2015