Executives im Drogenrausch

Executives im Drogenrausch

November 029Ich kann mich noch gut an die erste Führungskraft erinnern, die nach einigen Coachinggesprächen das Tabuthema „Drogen“ zur Sprache brachte. Er drukste herum und nahm ein paar Anläufe, bis er auf den Punkt kam: „Frau Mannhardt, ich habe im Internet gelesen, dass man mit Ihnen auch über private Dinge reden kann.“  „Kann man sich auf Sie verlassen, dass das auch alles unter 4 Augen bleibt.“ „Nicht dass Sie mich falsch verstehen, aber Sie kennen sich doch auch in medizinischen Themen aus und wie ich las auch mit Süchten.“ „Ich hätte da ein Thema, das ich gerne mal mit Ihnen besprechen möchte.“ Es handelte sich um Alkohohl und Kokain.

So wie dieser Führungskraft geht es offenbar mehr und mehr erfolgsverwöhnten Menschen, zuletzt traf es Volker Beck mit Chrystal Meth. Der Stab über Beck war schnell gebrochen, dabei haben Drogen längst ihren festen Platz im Alltag der Deutschen. Ein Viertel der Bundesbürger hat Erfahrungen mit illegalen Rauschmitteln, ganz zu schweigen von den legalen wie Alkohol.

Eine Studie der Krankenkasse DAK kam im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass knapp drei Millionen Menschen in Deutschland bereits zu verschreibungspflichtigen Pillen gegriffen haben, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen.

Irgendwann geht es nicht mehr. Immer höher, immer weiter, immer schneller. Der Maximierungswahn fordert seinen Tribut. Noch vorne wird noch gelächelt, gute Miene zum bösen Spiel gemacht, vertuscht, dass man(n) an seine Grenzen stößt, doch hinter den Kulissen wird ausgesprochen, was bisher unter Verschluss ist: Rien ne vas plus – ohne Drogen.

Die Ziele liegen auf der Hand:

 

Leistungssteigerung

Ventil um mit Stress und Druck umzugehen

Durchhalten in höchster Anspannung

Flucht aus dem Alltag

Verdrängung von Problemen

Entspannung

keine Schwäche zeigen

Gefühle verdrängen

Betäubung bei Misserfolgen

 

Doping als Duchhaltestrategie? Der Druck nimmt zu und Möglichkeiten im 15 Stundenjob nehmen ab, bis – ja bis eben auch mit Drogen nichts mehr geht und der Mensch eben nicht mehr funktioniert und das Selbstwertgefühl immer mehr leidet, denn die Wirkung ist zunehmen kurz, der Schaden dafür umso länger.

Obwohl es keine wissenschaftlichen Studien gibt, die eine eindeutige Suchtpersönlichkeit nachweisen würden: Manager sind schon qua Berufsbeschreibung empfänglich für eine Drogenkarriere. Gefährdet sind Psychiater Mundle zufolge besonders narzisstisch veranlagte Menschen, „deren Ego extrem auf Anerkennung und eine gute Außendarstellung angewiesen ist“.

So wie der Wunsch, den eigenen Körper zu optimieren, dazu geführt hat, dass Schönheitsoperationen im Mainstream angekommen sind, könnte auch die Verbreitung von Doping im Job zunehmen, um als Leistungssubjekt zu funktionieren.

Doch der Mensch ist kein Leistungssubjekt und auch keine Humanressource, weder im Angestellenverhältnis, noch in den Chefetagen. Der Mensch ist Mensch und damit weder optimierbar, noch unfehlbar.

(R)AUS aus der Dopingfalle

Ja es grenzt schon an eine narzisstische Kränkung, sich eingestehen zu müssen, dass es nicht ohne Unterstützung geht und dabei meine ich nicht der Konsum von Drogen, sondern der (R)AUSweg aus der Dopingfalle. Natürlich können Sie sich unter falschem Namen in einer Privatklinik anmelden, die pro Tag zwischen 300-400 Euro kostet, natürlich können Sie Hilfe bei einem Psychotherapeuten suchen und auf ihren Therapieplatz bis zu 9 Monten warten, nätürlich können Sie noch ein Jahr warten, etwas zu unternehmen und sich einreden, dass Sie es schon selbst schaffen werden;  oder Sie vertrauen sich erst einmal einem Menschen an, der mit Ihnen zunächst einmal ganz untherapeutisch „hinter die Kulissen schaut“, Sie weder therapieren, noch überzeugen will, die Finger davon zu lassen…

Lassen Sie uns gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen:

Was hat mein jetziges Problem mit meiner Geschichte, meiner Vergangenheit zu tun?
Wovor weiche ich aus? Welchen Ängsten möchte ich nicht ins Gesicht schauen?

Weshalb ist es so schrecklich, sich Unterstützung zu holen, wozu so wichtig, es alleine zu schaffen (wer Drogen braucht schafft es nicht alleine – er glaubt nur, keine Menschen zu brauchen)?

Das sind Fragen, denen in tiefenpsychologischem Coaching nachgespürt werden könnte….

Nein – Coaching ist keine Therapie, kann diese auch nicht ersetzen, denn Coaching wendet sich an psychisch Gesunde…Und doch, oder gerade deshalb kann es für sehr unabhängige Menschen eine Chance sein, überhaupt einmal Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sich dem eigenen Ich und dem was sich im Unbewussten abspielt zu nähern.

Was aus meiner Führungskraft geworden ist?

Er erkannte sehr schnell seine verborgenen Ängste und Nöte, er erkannte, was er alles unterdrückt. Er erkannte schmerzlich, was sein Zwang stets der Beste, der Erfolgreichste, Coolste und Klügste zu sein mit seiner frühen Kindheit zu tun hat, er erkannte – sich und die unbewussten Motive seines Handelns…und ist heute Drogen frei…
Der Preis: Er ist nicht mehr „Everybodys Darling“ nicht immer „gut drauf“und auch nicht mehr der „perfektionistische Chef“- sprich authentisch und echt. Und nicht nur seine Mitarbeiter, auch seine Familie weiß das sehr zu schätzen…
Wie sagte mir vor Kurzem seine Frau: „Frau Mannhardt, ich habe keine Ahnung, was Sie damals mit meinem Mann besprochen haben, aber ich weiß, dass ohne diese Gespräche es unsere Ehe nicht mehr gäbe.“