Das tut doch gar nicht weh!

Das tut doch gar nicht weh!

spritzeErinnern Sie sich? Sie sitzen als Kind beim Arzt. Dieser zückt eine Spritze, sie sehen dieses lange, spitze Ding. Sie werden blass. Sie fürchten sich ein wenig,  doch der Arzt lächelt sie freundlich an: „Das pickst nur ein wenig, tut aber nicht weh.“ Der Arzt setzt die Spritze, sie vertrauen ihm voll und ganz, dass es gar nicht weh tut und dann: Ein stechender Schmerz. Es tut doch weh! Ein weiterer Schmerz: Der Arzt hat gelogen!  Sie verziehen das Gesicht, wollen gerade losheulen, doch schon sagt ein anderer Erwachsener: „Du brauchst doch nicht zu weinen, das hat doch gar nicht weh getan!“ Sie hören schlagartig auf zu weinen und schweigen. Was stimmt hier nicht? Hat der andere Recht, der offenbar besser weiß, was sie spüren? Sie sind also ein Weichei und sollen sich nicht so anstellen? Oder doch den weichen Kern ernst nehmen? Dieses „Das tut doch gar nicht weh!“, verfolgt uns nicht selten ein ganzes Leben.

Der Mensch ein „animal rationale“?  – Ein paar Beispiele

Viele Menschen machen das ein Leben lang. Sie schweigen und haben gelernt, sich ein Leben lang einzureden: „Das tut doch gar nicht weh!“
Sie bleiben „stark“, komme was wolle und koste es was es wolle.

Da ist z.B. diese Teamleiterin, die sich für eine Coachingveranstaltung anmeldet, sich auch anfangs auf das Coaching einlässt, doch immer dann, wenn es darum geht wirklich hinzuschauen, sagt Sie: „So schlimm ist das aber gar nicht. Daran brauchen wir nicht zu arbeiten.“ Sie war ein ganzes Leben lang auf „Das tut doch gar nicht weh“ und „wer nichts leistet, der ist faul“ programmiert. Kein Wunder möchte sie Coaching (mir tut da was weh, worüber ich mal dringend reden möchte) und möchte doch kein Coaching (ich bin selber groß, ein Indianer kennt kein Schmerz, ich muss das selbst schaffen). Sie ist noch nicht soweit, ihrem Coach zu vertrauen. Sie weiß, dass es weh tun wird, wenn wir über ihren Perfektionismus und den Druck, den sie sich und anderen macht, sprechen. Sie weiß, dass sie sehr erfolgreich ihr eigenes Coaching boykottiert. Sie weiß, dass ihr „stark sein müssen“ eine Fassade ist. Doch sie weiß nicht, wozu sie diese Strategien anwendet. Sie kennt die Wurzeln ihres „Das darf doch alles gar nicht weh tun“ nicht und bis dahin wird sie immer dieselben Strategien anwenden, wenn ihr jemand „nah“ oder „zu nahe“ kommt.

Da ist z.B. der Abteilungsleiter, der ab und zu auf der Arbeit aus der Haut fährt und von seinem Chef zum Coaching geschickt wird. „In unserer Familie zählen alle zu den Besten, also streng dich an.“ Das hörte er als Junge häufig, wenn sein Vater aus der Haut fuhr, weil er keine Eins mit nach Hause brachte. Er zählte zu den Besten, in der Schule, im Studium, auf seiner Karriereleiter. Und wie sein Vater fährt er heute aus der Haut, wenn seine Mitarbeiter nicht zu den Besten zählen, ihre Arbeit nicht so ernst nehmen, wie er selbst, Fehler herunterspielen und nicht nach Perfektion streben. Seinen eigenen Schmerz über dieses „Der Beste sein müssen“, hat er lange Zeit verdrängt,  denn „das tut doch gar nicht weh.“

Oder die Freiberuflerin, der heute mal wieder „Honig ums Maul“ geschmiert wurde, als es darum ging, sie als Seminarleiterin zu gewinnen (es geht ja um die Gesundheit einer Krankenkasse, da will man ja Qualität!). Auf die Frage, was den Umfang des Seminars anbelangt und was das Honorar betrifft, gab es zwei kurze, aber sehr heftige Spritzen-Pikser. 1. Einer Krankenkasse ist die Gesundheit der Mitarbeiter gerade mal 5 Zeitstunden wert. Punkt 14.00 Uhr sollen die MA wieder an ihrem Arbeitsplatz sitzen und  3. Das Seminar soll ein Einkaufstraining, einen Praxisteil und viele, viele „RATSCHLÄGE und TIPPS“ beinhalten 3. Sie sind bereit für dieses umfassende Halbtagesseminar (!!) sage und schreibe 40.- Euro brutto pro Unterrichtseinheit zu bezahlen, was 12.- Euro pro Person entspricht! Ein Budget für den praktischen Teil haben sie natürlich nicht vorgesehen, ebenso wenig wie für die Vorbereitung.  „Das tut doch gar nicht weh“, sagt die Vernunft (vergiss es doch einfach)  und doch: So ein unverschämtes Dumping-Angebot und so viel Dummheit tun einfach weh. Wer käme schon auf die Idee für einen Schubkarren bezahlen zu wollen und dafür einen Porsche zu bekommen. Gerade dort, wo es aber um Menschen geht, schreckt man offensichtlich vor Geiz ist geil-Spritzen nicht mehr zurück und nimmt jeden Schmerz in Kauf – Hauptsache billig, die Wirkung ist egal. „Viele unser Referenten freuen sich, ehrenamtlich für uns tätig zu sein,“wird auf meine Absage behauptet. Daran zweifle ich! „Das tut doch gar nicht weh!“ Wirklich nicht? Solche Kollegen zerstören nicht nur sich selbst, sondern auch das letzte Fünkchen Qualität im Gesundheitssystem. Und „leider können wir Ihnen finanziell nicht entgegenkommen. Wir haben nur dieses Budget für einen „Gesundheitstag pro Jahr“ Das glaube ich sofort! „Das tut doch gar nicht weh?“ – Na dann fragen wir doch mal, was Präventions-Maßnahmen mit NULLeffekt und NULLqualität den Solidarstaat jährlich denn so kosten?

Frauen mit hohem Leidensdruck. „Das tut doch gar nicht weh.“

ZugangGute Schulabschlüsse, exzellente Ausbildungswege gehen, darin brillieren Frauen. Das Gros der Frauen möchte gerne Kinder haben (91%) und wenn dem so ist, dann leisten Sie das Gros der Familienarbeit, auch wenn Sie erwerbstätig sind. Mütter mit Kinder bis 12 Jahren arbeiten heute genauso häufig, wie Frauen, ohne Kinder. 76% der Männer wünschen sich Frauen, die einer Erwerbstätigkeit nachgeben, doch bei der Hausarbeit bleiben ca. 70% der Arbeit an den Frauen hängen. Sie arbeiten pro Tag 2,3 Stunden mehr, was der Hausarbeit und Kinderbetreuung zuzuschreiben ist. Auch sind Frauen nach wie vor zu 73% für die Pflege von Familienangehörigen zuständig.

Und jetzt, die Daten der Allensbach-Studie? Männer haben die Nase voll von Gleichberechtigung?

Viele Frauen leiden stumm und „funktionieren“ einfach. Auch sie haben gelernt: „Das tut doch gar nicht weh!“ oder „Stell dich nicht so an, das schaffst du schon.“
Sie kommen dann häufig zu mir in die Gesundheitspraxis, weil sie sich gesundheitlich nicht wohl fühlen. Das Einzige, was sie sich noch erlauben zu spüren, sind körperliche Beschwerden, doch wie sie psychisch leiden, das nehmen sie lange Zeit nicht wahr.

 

Der erste Schritt – Sich als ein emotionales Wesen wahrnehmen.

EBrunnens gibt Vieles im Leben, was nicht mit einem „Das tut doch gar nicht weh“ weggeredet und zerredet werden kann, wo Mensch die Erfahrung macht, dass das Leben nicht berechenbar ist und keineswegs stets ein „Yes we can“ bereit hält.

Es gibt kein Leben ohne Sorgen, Weh und Ach, es gibt kein Mensch SEIN ohne Emotionen, ohne Leid und leiden.

> Krankheit und „Verletzungen“
> Trennungen und Abschiede
> Sterben und Tod

Wenn wir Menschen das Leid, die Krisen, die Not, die Krankheiten wieder annehmen, als Teil des Lebens, uns wieder annehmen als soziale, emotionale und damit auch verletztliche Wesen, dann ist ein erster Schritt zu mehr WOHL und Gleichgewicht sicherlich getan. Einen Schmerz als das wahrzunehmen, ein  „Das tut mir weh“  ernst zu nehmen und sich beizeiten ein „Pflaster“ in Form einer Unterstützung zu holen, kann durchaus sehr heilsam sein.


Mein besonderes Angebot für „Das tut mir aber weh“
– Situationen:

SOS-Online-Coaching im Monat Oktober für Führungskräfte unterwegs.
SOS-Online-Coaching für Frauen in Doppel- und Dreifachbelastungen.

Termine nach Vereinbarung.

 

 

 

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http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/genderreport/1-Bildung-ausbildung-und-weiterbildung/1-4-Schulische-bildung/1-4-3-schulabschluesse.html

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/HaushalteMikrozensus/BroschuereFrauenMaenner0010013109001.pdf?__blob=publicationFile

http://www.bpb.de/apuz/28222/junge-frauen-bessere-schulabschluesse-aber-weniger-chancen-beim-uebergang-in-die-berufsausbildung?p=all