„Berateritis“ – ein neuer Virus geht um

„Berateritis“ – ein neuer Virus geht um


Langsam aber sicher greift er um sich, dieser Virus, den ich Berateritis nennen möchte.

Sind Sie Einzelunternehmer, Freiberufler, der Chef einer KU oder KMU? Fühlen auch Sie sich mehr und mehr bedrängt, von einer Heerschar von „Beratern / Consultants“? Dann leiden Sie vermutlich auch unter dem neuen Virus,  der „Berateritis“.

Sie kommen wie aus heiterem Himmel in unsere Unternehmen, dringen in jede kleine Ritze vor, decken schonungslos und meist ungefragt „Schwachstellen“, „Unzulänglichkeiten“ auf, kritisieren ohne Erbarmen jedes Komma ohne Punkt und Komma und injezieren ihre eigenen vorgefertigten Lösungen gerne auf Lebzeiten in unsere Unternehmen. Selbstverständlich nicht, um das Wirtstier finanziell auszusaugen, nein – selbstverständlich nur, um uns Gutes zu tun, unser Business voranzutreiben, ins Wachstum zu bringen. Berater als „Retter“ unfähiger Unternehmer?

Wir sind „verschnupft“, reagieren mit einem „dicken Hals“, manchmal raubt uns dieser Virus den Atem, macht uns sprachlos, oder es überkommen uns Selbstzweifel. „Sind wir wirklich alle unfähig? Geht es ohne eine Heerschar von Beratern“ nicht mehr?

 

Wie brachte es unlängst einer meiner Netzwerkpartner, via Facebook, ironisch-ernst auf den Punkt:
„Hilfe! Ich bekomme langsam „Selbstzweifel“: „Bin ich wirklich so schlecht?“ …. , nachdem ich in den letzten 5 Tagen gefühlte 40 Einladungen – teilweise siebenfach – zu Veranstaltungen bekommen habe, damit ich die Kunst der Kommunikation erlerne, damit ich bessere Honorare erziele, damit ich endlich eine Marke werde, damit ich durch Selbstmarketing erfolgreicher werde … Trifft es wirklich auf mich zu? Ich schwanke nun zwischen ‚mich anmelden zu all diesen Erfolgsseminaren‘ oder ‚Einladungen blockieren‘ … oder mit einem guten Freund Champagner trinken, herzhaft lachen und das Leben genießen … Ich glaube, ich entscheide mich für letztere Alternative 🙂 auf die Gefahr hin, das Verkehrte zu machen.

 

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Gestern war auch bei mir ein Berater, der mich „retten wollte“. Ich setzte meine ganze Berateritis-Abwehrmaßnahme ein und siehe da: Er sagte, dass er mir unter diesen Umständen sein Null-Acht-Fünfzehn-Produkt nicht mehr mit gutem Gewissen andrehen kann. Nein, nicht meine scheinbare Beraterresistenz hielt ihn ab weiterzumachen, sondern weil ihm klar wurde, dass er mit seinem Produkt meine hohen Ansprüche nicht befriedigen kann. Ab diesem Moment wurde das Gespräch im Übrigen interessant.

 

Was ich als Beraterin zur „Berateritis“ sagen möchte?

 

  • Seriöse Berater arbeiten nicht mit der Angst, infizieren Menschen nicht mit einem „Du bist nicht gut genug-Virus“.
  • Seriöse Berater sind zurückhaltend und kennen die Prinzipien einer Beratung (im Gegensatz zu einem Produktverkaufsgespräch) genau.
  • Seriöse Berater sind keine Informanten und halten ihr Wissen nicht zurück, sondern verstehen sich als Begleiter auf einem Weg zur Selbsthilfe.
  • Seriöse Berater können Referenzen nennen.
  • Seriöse Berater wissen, dass wenn Sie gut gearbeitet haben, sie entbehrlich sind!

 

Nein, es gibt auch hier nicht DEN einen Weg zum Wohl und wahrscheinlich auch nicht ein eindeutiges entweder- oder, denn es gibt wohl kaum einen Unternehmer, der vollkommen unabhängig und alleine alle erforderlichen Aufgaben vollumfänglich alleine managen kann. Doch wie sagte bereits mein Opa. „Wenn jemand mit Dir Geld verdienen will, dass solltest Du zweimal und ganz genau hinschauen, was Du von ihm als Gegenwert bekommst.“

 

Wohl bekomms und bleiben Sie gesund!